Paradise 43

Perry Rhodan

Der "SOS aus dem Weltall" - Comic

Tibi Bild + Funk Nr.30

Im Jahre 1967 kam der uns allen bekannte "erste" PR-Film SOS aus dem Weltall in die deutschen Kinos. Der PR-Boom hatte in diesen Jahren seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht, und der Erst- und Zweitauflage reichten eine Auflagenstärke, von der heute ein Ort namens Rastatt leider nur noch träumen kann. Sf-Literatur stand hoch in Kurs und besonders die Produkte aus dem Hause Pabel/Moewig beherrschten den Markt. In Frankfurt fand der erste offizielle PR-Con statt, und die erste PR-Comic Reihe Perry Rhodan im Bild war erfolgreich gestartet. Aber auch sonst lief es in diesem Jahr äußerst positiv für den Erben des Universums. Obwohl das PR-Fandom der aktiven Leser in der damaligen Zeit wahrscheinlich auch nicht umfangreicher und aktiver als heute war, bedingt durch den wesentlich höheren Anteil an "schweigenden" Lesern, die PR-Serie im öffentlichem Leben präsenter als heute. So gab es z.B. Krimibuden, die mit Kopien einiger PR-Titelbilder verziert waren Die Jugendlichen auf den Schulhöfen teilten sich in Jerry Cotton-, Karl May- und PR-Leser auf. Sogar in einem der damals relativ bekannten Fux/Softpornofilme der "Laß jucken Kumpel" Reihe lagen einige PR-Hefte auf dem Nachttisch, während im Bett nebenan diverse Aktivitäten abliefen.

Es war die Zeit des Mondlandeprojektes und der allgemeinen Begeisterung für Technik. Der schnelle Raumkreuzer ORION war kurz vorher erfolgreich durch die deutschen Wohnzimmer geflogen. Die Zeit war mehr als reif für den PR-Film, für den es als europäische Produktion nie mehr einen günstigeren Zeitpunkt gegeben hat als in den späten Sechzigern. Die Zeichen und Signale der Zeit wurden dann wie bekannt auch gehört... nur, mit einem Ergebnis, das selbst heute noch nur mit zwei zugekniffenen Augen und einer großen Portion Humor als irgendwie kultig ertragen werden kann.

1967 war das vor der Premiere des Films natürlich noch alles ganz anders. Die Erwartungshaltung der Leser wurde durch Hinweise und kurze Berichte in den Heften noch verstärkt, obwohl K.H. Scheer zu diesem Zeitpunkt schon lange als geschlagener Mann von den Dreharbeiten aus Rom zurückgekehrt war. Wie groß die Erwartung und wie populär dieser Film damals war, zeigte sich unter anderem an einem Fotocomic, der 20 Ausgaben lang in der Radio- und Fernsehenwochenzeitung Bild und Funk erschien. Auf dem Titelbild der Bild und Funk Nr.30, in der das Programm vom 22.-28. Juli zu finden war, präsentierte sich großflächig lässig der Perry Rhodan-Darsteller Lang Jeffries im Raumanzug (s.o.). ThoraAuf zwei Seiten im Heft stellten sich dann die Hauptakteure der Geschichte kurz per Sprechblase vor. Hier schaffte es Thora gerade noch, die "korrekte" Entfernung nach Arkon (ganz anders im Film) anzugeben, aber dann kam es schon knüppeldick in sämtlichen Erklärungen und Dialogen... so existierten die Arkoniden schon viele Millionen Jahre und Crest war ihr letzter Wissenschaftler J .
Perry Rhodan???Auch klappte es nicht immer ganz mit der Auswahl der Fotos, denn der Mann, der sich hier nun als Perry Rhodan vorstellte, war eigentlich der Schauspieler, der Bully verkörpern sollte.

Nach der Vorstellung begann die eigentliche Story, welche die dicke Überschrift Perry Rhodan Mein tollstes Abenteuer trug, erst in der Bild und Funk Nr.31. Hier hieß der Bordarzt, dem man im Film noch den Namen Dr. Poulsen verpaßt hatte, wieder Dr. Manoli. Damit hatten sich aber schon die Verbesserungen gegenüber dem Film erschöpft.

Der Arkonide CrestZwanzig Wochen bzw. zwanzig Ausgaben lang wurde nun versucht, die Handlung von SOS aus dem Weltall nach zu erzählen. Hierbei ging man nicht gerade zimperlich mit Kürzungen und Verfremdungen um. So wurde z.B. kurzerhand einer Fotomontage, die eine Szene auf dem Mond zeigen sollte, eine Person zugefügt, die in dem Film überhaupt nicht vorkommt und die nebenbei noch anstatt eines Raumanzuges einen schweren Feuerschutzanzug trägt...
Kunterbunt und lustig ging es nun Woche für Woche so weiter, wobei die Story skurrile und wirre Züge annahm, die das Original noch in den Schatten stellten und sich zum Teil weit von der Vorlage entfernten. So kam der Verräter Cpt. Flipper nicht auf der Gangsterinsel um, sondern überlebte frisch und gesund den ganzen Comic und wechselte nochmals die Seiten. Auch die Erklärungen und Dialoge in diesem Fotocomic haben etwas Einmaliges.
Zwar sind in Sprechblasen meist keine großen philosophischen Botschaften enthalten, aber die Dialoge, die hier erdacht worden waren, werteten sogar noch die unglaublichen Plattheiten in der Filmvorlage zur linguistischen Meisterleistung auf.
So fluchte Thora z.B. des öfteren: "Diese verdammten Erdenwürmer", und konnte nur mit sanfter Gewalt davon abgehalten werden die Erde zu vernichten.

Interessant ist jedoch, daß in dem Comic Bilder einer Szene verwendet werden, die zumindest in späteren deutschen Versionen von SOS aus dem Weltall nicht zu finden sind. Ob sie nie in der deutschen Fassung für Kino, Fernsehen und Video enthalten war oder erst später aus irgendwelchen Gründen entfernt worden ist, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Es handelt sich dabei um die Szene, in der Homer Arkin überraschend in die Zentrale des Kugelschiffes stürmt und die Anwesenden mit einem Revolver bedroht (siehe dazu die gestohlenen Minuten aus SOS aus dem Weltall in SOL Nr.10 oder im Internet unter www.zeitmaschinisten.de ). (Und: Plötzlich trägt Perry seinen Scheitel rechts!)

In der Bild und Funk Nr. 50 endete die Story mit einem Schluß, der bis auf Kleinigkeiten dem des Films entsprach. Dazu enthielt diese Ausgabe noch ein ganzseitiges Bild von Lang Jeffries, bekleidet mit einem arkonidischen Fluganzug, das wohl als eine Art Miniposter gedacht war. Und sicher wird der gute Jeffries damals die ein oder andere Zimmerwand geziert haben, auch wenn der Film im allgemeinen wenig Anklang bei der Zielgruppe fand. Waren der Film und der Fotocomic wirklich nur von äußerst einfacher und peinlicher Machart, sind sie doch ein Beweis für die einstige Präsenz und Größe der Perry Rhodan-Serie.

Während der Film SOS aus dem Weltall scheinbar nicht tot zu kriegen ist, wohl bedingt durch den Mythos, an dem er sich vergreift, und in schöner Regelmäßigkeit immer wieder irgendwo in der Programmvorschau auftaucht, ist der Fotocomic natürlich inzwischen schon lange vergessen und ein schönes Objekt für Sammler geworden. Dazu paßt wohl auch gut die Anleitung, die ebenfalls noch in der Bild und Funk Nr. 50/1967 zu finden war. Hier wird beschrieben, wie aus Schnellheftern eine schöne Sammel-mappe gebastelt werden kann: in dem man auf die Pappdeckel die ausg-schnittenen Seiten des Comic aufkle-ben kann. Also eine Art Klebealbum zur Selbstanfertigung, aber da hatte Georg Lucas ja noch nicht das Merchandising erfunden.

 

 

Januar 2001

Kurt "Kurt" Kobler

 


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Letztes Update dieser Seite am 26.02.2006