Paradise 44 Perry Rhodan Kosmos-Chroniken
» Die Sterne werden uns gehören « Als mir Ende März 1999 das schöne bunte Infoposter mit den aktuellen und neusten VPM-Produkten auf den Schreibtisch flatterte, stach mir nach kurzer Betrachtung neben dem Gucky-Kinderbuch sofort die Ankündigung einer neuen Buchreihe unter dem Obertitel »Kosmos-Chroniken« ins Auge. Das erste Buch dieser Reihe, mit dem Titel »Reginald Bull«, sollte in Kürze erscheinen und vom Umfang und der Ausstattung her den bekannten Silberbänden entsprechen. Die Aussage, dass im Band 1 dieser Reihe die Handlung der ersten 700 PR-Romane – wenn man es genau nimmt, eigentlich der ersten 705 Romane – nochmals aus einem anderen Blickwinkel erzählt werden sollte, erfüllte mich mit tiefem Misstrauen und leichter Besorgnis. Schon öfters hatte dieser bei erfolgreichen Serien leider häufig zur Anwendung kommende Trick dem Altmaterial nach Jahren noch etwas hinzuzufügen, den ursprünglichen Stoff leider nur verdreht und das alte Flair unnötig angekratzt. Auf dem ThoreCon im April ’99 in Braunschweig gehörte
anschließend die erste Ausgabe der Kosmos-Chroniken, neben der
ATLAN-CD-ROM, zu den meistdiskutierten und -hinterfragtesten VPM-Projekten,
und man war allgemein überrascht über diesen vollkommen
neuen VPM-Anschlag auf die Brieftaschen der Leser. Hier tauchte das
besagte Infoposter nun auch erstmals offiziell auf. Nach Braunschweig machte sich Ex-SEEWOLF Hubert Haensel,
von Arbeit und Termindruck geplagt, mit Feuereifer ans Werk, um die
nun geschürte Erwartung der Leser schnellstens zu erfüllen.
Es folgten einige Monate, die ausgefüllt waren mit harten und
aufreibenden schriftstellerischen Anstrengungen (siehe Werkstattbericht
in SOL Nr.19), wobei noch erschwerend hinzukam, dass Hubert neben
seiner Tätigkeit als Schriftsteller noch einer »ehrlichen« Arbeit
nachgehen muss. Der Name Bull wird leider zu oft mit den Bezeichnungen Statthalter oder ewiger Stellvertreter in Verbindung gebracht. Unglücklicherweise erfüllte Bully diese Funktion in der Romanserie tatsächlich viel zu lange; später verschwand er ganz im Hintergrund der Handlung und gesellte sich zu der Gruppe der gesichtslos und austauschbar gewordenen Zellaktivatorträger. Nur in einigen Taschenbüchern konnten manche Autoren mit dem entscheidungs- und durchsetzungsfreudigen Bull noch etwas anfangen. In der Hauptserie verkümmerte dieser interessante und lebendige Charakter über viele Jahre zum totalen Niemand, bis man ihn in jüngerer Zeit endlich wiederentdeckte. Nach einer langen Phase im Schatten von Atlan und Perry Rhodan erfüllt Bully nun wieder die Funktion als markante Persönlichkeit, die ihm Karl-Herbert Scheer damals in den Anfängen wohl zugedacht hatte: eine verlässliche, ehrliche Person, die mit hochgekrempelten Ärmeln zu agieren vermag. So stellte sich Bully zumindest in den ersten 50 Romanen da, bis er über die Maßen als lustiger rothaariger Dicker für komische Situationen, zum Beispiel als Mausbiberspielzeug, herhalten musste und dann schließlich fast gänzlich von der Bildfläche verschwand. Hubert Haensel bemüht sich nun in seinem Roman,
genau diesen alten Bull zu zeigen, an dem scheinbar auch eine gewisse
Superintelligenz Gefallen gefunden hatte: »Vielleicht habe ich einen
Narren an dir gefressen, Reginald Bull – Und möglicherweise sind
wir uns ähnlicher als du denkst«. Allerdings wird der ehemalige
Staatsmarschall des Solaren Imperiums nicht nur wohltuend als der
Abenteurer und der Raumfahrer geschildert, sondern es bleibt genug
Raum für die persönlichen Gedankengänge des Menschen
Bull übrig. Nach einem Kapitel, das ebenfalls mehr den privaten
Bull vor dem Hintergrund einiger Begebenheiten in den Aufbaujahren
der Explorerflotte zeigt, liegt der Schwerpunkt des Buches in dramatischen
Episoden während des Feldzuges in Andromeda und der Bedrohung
des Solsystems durch die Zweite Schwingungsmacht. Hier kann der Autor
auf gesichertem Terrain den Macher Bull voll ausspielen und der damaligen
Handlung noch einige positive Abschnitte beifügen. Trotzdem liegt mit der von Hubert Haensel gefunden Kompromisslösung
ein sehr schönes und mit viel Mühe erstelltes Buch vor,
das sich leicht und spannend durchlesen lässt. Es lädt den
Altleser ebenso zum Wiederlesen wie den Neuleser zum Neulesen der
alten Geschichten ein. zurück zu den Paradise-Inhalten Letztes Update dieser Seite am 26.02.2006 |