Music Hall Online # 45
Blue Haze
Songs of Jimi
Hendrix
(RUF RECORDS - 2000)
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Eric Burdon über seine erste Begegnung mit Jimi
Hendrix im Winter 1967 in London:
"Zwei Monate, bevor ich Jimi traf, hatte
mein ehemaliger Bass-Spieler Chas Chandler den Managerposten in Jimis
Leben übernommen. Ich war glücklich, in jenen Tagen um ihn
herum gewesen zu sein und so den Megaaufstieg von Jimi aus nächster
Nähe verfolgen zu können.
Ich erinnere mich, dass wir an der Straßenecke außerhalb
von Chas' (Chandler) Appartment standen, einen Steinwurf entfernt
von Marble Arch (London). Dort hatte Chas mir die Wohnungsschlüssel
gegeben, nachdem Ringo Starr zuvor an diesem Ort seine Ferien verbracht
hatte und dann wieder aufs Land zurückkehrte.
Es regnete und wir warteten auf ein Taxi. Ich wusste in dieser kalten
Regennacht, dass dieser junge Musiker immer ein Teil meines Lebens
sein würde. Allerdings brauchte ich lange um herauszufinden,
was diesen Mann so besonders machte.
In jener Nacht später im Londoner Bag o' Nails Club saßen
die BEATLES im Publikum und Jimi spielte seine Version von 'Sgt. Peppers
lonely Hearts Club Band'.
Ich erinnere mich noch sehr genau an die verblüfften Gesichter
von Paul McCartney und John Lennon, als sie ihren Song in der abgedrehten
Hendrix-Version hörten. Später meinte Paul: 'Oh, mein Gott!
Du weißt wirklich nicht, wie großartig deine eigenen Songs
sind, bis irgendso ein schwarzer Amerikaner daherkommt und sie spielt'.
"
Eric hatte Jimi kurz vor seinem Tod noch gesehen:
"Das letzte Mal, dass ich Jimi mit irgendeiner
Band spielen sah, war am 17. September 1970 im 'Ronnie Scott's'-Club
mit meiner damaligen Band W A R. Wir jammten noch zusammen.
Ich habe viel mit Jimi gejammt, da er das Gitarrespielen geliebt hat
und seine eigene Stimme nicht besonders mochte. Er hat bei den Jams
deshalb gerne mir das Singen überlassen und sich auf seine Gitarrenflüge
konzentriert.
Mir hat deshalb bei dem BLUE HAZE - Album besonders gefallen, dass
sich die anderen Kollegen auf den lyrischen Inhalt seiner Songs konzentriert
haben. Bei den meisten bisher veröffentlichten Hendrix-Tributes
war das in der Regel anders. Sie mutierten zu reinen Gitarristen-ShowOffs."
Eric steuerte zwei Titel zu "BLUE HAZE" bei:
Die Hendrix-Songs "I don't live today" und
"Third Stone from the Sun / The Story of Life".
Warum ausgerechnet diese?
" 'I don't live today' erinnert mich stets
an den psychischen Zustand von Jimi, als ich ihn zum letzten Mal getroffen
habe. Der Songtext beschreibt seine 'manic Depression' - den Druck,
unter dem er stand. Außerdem ist das ein Song, der selten gecovert
wird.
'The Story of Life' ist sein letzter Songtext; er hat ihn in der Nacht
seines Todes geschrieben. Wir fanden ihn neben seinem Bett. Ich wollte
den Song schon jahrelang vertonen. Das Demo dafür mit der Musik
von 'Third Stone from the Sun' habe ich schon vor längerer Zeit
eingespielt. Als sich dann dieses Tribute-Album ergab, schien die
Zeit reif zu sein diesen Song der Öffentlichkeit vorzustellen."
Eric fand erst kürzlich die Erklärung für
Jimis unbändige Power:
"Erst kürzlich besuchte ich Jimis
Vater Al Hendrix in seiner Wohnung in Seattle. Wir plauderten über
eine Stunde, und ich konnte dabei deutlich den Sohn im Vater spüren.
Da waren genau dieselbe Wärme und der Humor, den ich viele Jahre
zuvor kennengelernt hatte.
Als ich dabei war mich zu verabschieden, sagte ich: "Al, eine Sache
noch, könnte ich bitte ein Foto von Jimis Großmutter sehen?"
Al antwortete:"Ha, du meinst Nora, meine Mutter - ja - komm' mit!"
Er zeigte mir ein Album mit Familienfotos.
Und da war sie: Nora, eine echte Indianerin vom Stamme der Cherokee.
Das war also die Erklärung dafür, warum ich mich so lange
fragte, wo diese unbändige Power von Jimi herrührte. Ich
schaute in ihr altehrwürdiges Indianergesicht: hohe Wangenknochen,
silbernes Haar, eingerahmt in einem goldenen Brillengestell. Das war
also die Begründung für die Energie in Jimis Musik..."
[Die Zitate von Eric entstammen einem
Interview von Rainer Guérich, im Mai 2000 geführt.]
Joe the Nighthawk
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