Ein Blick zurück in die Annalen des TCE
Der Ursprung dieser Plattenvorstellung reicht in die Gründerjahre des
TCE zurück. Apropos "Gründerjahre": Wisst Ihr, dass wir
im nächsten Jahr das 10-jährige Clubbestehen feiern können?
Anfang 1994 erschien die dritte Ausgabe des PARADISE. Nur wenige EdeN werden
sich heute noch daran erinnern, denn außer mir, dem Nachtfalken, sind
nur vier EdeN von damals heute noch im Club: Prospero, Cat, Rheda (dessen
Pseudonym damals ‚Ras Algethi‘ lautete) und Guardian J’Elric (mit
einer längeren Unterbrechung dazwischen - Der ‚Master of Immortality‘
war anno ’94 unser Clubvorsitzender!). Ich war gerade frisch in den
T C E eingetreten, mein Pseudonym lautete noch anders, wie das ist eine andere
Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll...
Mit einem anderen damaligen EdeN (‚Wandrin Star‘ = Dieter
Schröder, aus Berlin) tauschte ich vor dem Eintritt in den Club
Musikkassetten aus und er brachte mich auf die Idee die Music Hall-Sparte
im PARADISE zu betreuen. Der Fisch war am Haken und rückblickend darf
man heute feststellen, dass das kein sooo schlechter Gedanke von Dieter war!
Es gibt sie nach acht Jahren immer noch im PARADISE, die MusicHall, sie wird
noch immer gerne von Euch gelesen - Gegenteiliges ist der Redaktion jedenfalls
nicht bekannt - und das Fandom beneidet uns sogar ein wenig darum (Originalton
Dirk v.d. Boom in der Rezension von Paradise #45 im Fanzine-Kurier #101).
Ein bisschen stolz darf man dann schon sein einen so langen Atem bewiesen
zu haben.
So, Schluss mit der Rückschau, ehe dieser Beitrag in Gefahr gerät
in eine Selbstbeweihräucherung abzugleiten, will ich lieber zum eigentlichen
Inhalt dieses Beitrags kommen.
In der damaligen ersten Ausgabe der Music Hall stellte ich eine meiner absoluten Lieblingsscheiben - ja, das gilt auch noch heute! - vor:
Bo Hanssons Album "Music inspired by Lord of the Rings"
Die Platte ist heute noch erhältlich, inzwischen auch als Remix-CD, viele neue EdeN sind dazugekommen, die die Rezi noch nicht lesen konnten, und die aktuelle Ringmania um Tolkiens Mittelerde-Universum rechtfertigt daher das erste "Remake" hier im PARADISE (ist es doch, wenn ich mich nicht sehr irre?)
Die Titel des Albums
Seite A
Seite B
"und das weiße Schiff fuhr hinaus auf die Hohe See und dann in den Westen, bis Frodo schließlich in einer regnerischen Nacht einen süßen Duft in der Luft roch und Gesang hörte, der über das Wasser kam. Und da schien es ihm wie in seinem Traum in Tom Bombadils Haus, dass sich der graue Regenvorhang in silbernes Glas verwandelte und zurückgerollt wurde, und er erblickte weiße Strände und dahinter ein fernes grünes Land unter der rasch aufgehenden Sonne."
(Zitat aus Der Herr der Ringe, 6. Buch, 9. Kapitel)
Zur Person BO HANSSON
Es
soll heute Plattenläden geben, die legen die Werke von Bo Hansson im
Fach der Teeny-Bopper Band HANSON unter J
.
Diese Banausen!
Wenn ich mir dann allerdings vorstelle, dass der ein und andere HANSON-Fan
auf diese Weise eine Scheibe von Bo erworben hat, im guten Glauben es handele
sich um die neue CD seiner Lieblingsband, kann ich mir ein gewisses Schmunzeln
nicht verkneifen ;-).
1970 erschien "Lord of the Rings" in Schweden als erstes Soloalbum Bo Hanssons. Kennern der damaligen Szene war er als Partner des Duos HANSSON/KARLSSON bekannt, die drei Alben veröffentlichten, darunter ein Live-Doppelalbum, das heute – inzwischen vergriffen - zu Höchstpreisen in den Oldieläden angeboten wird. Der Grund: Jimi Hendrix war von den beiden so begeistert gewesen, dass er das Duo eingeladen hatte die Jimi Hendrix Experience Band auf einer Europa-Tour 1966 zu begleiten. So ist das Live-Album des instrumental sehr sparsam besetzten Orgel(Hansson) / Drums(Karlsson)-Duos mit einigen Jam-Auftritten von Jimi Hendrix entstanden, ein Leckerbissen für Plattensammler.
Der Multimusiker Bo Hansson (Orgel, Keyboards, Synthesizer,
Gitarre, Bass) verfolgte danach eine Solokarriere. Von manchen Kritikern wird
er in die Progrock-Schublade gesteckt; ich selbst mag mich diesem Urteil höchstens
für die Alben "Attic Thoughts" und "El-ahrairah"
anschließen.
[Falls Thomas Otto diese Zeilen lesen sollte, was meinst
Du dazu, Tom?]
Das Album "Music inspired by Lord of the Rings"
Eigentlich ist es nicht sooo erstaunlich, dass sich in ernsthafter Weise ein Skandinavier an eine musikalische Interpretation des "Herrn der Ringe" herangetraut hatte. Denn der Stoff, aus dem ein Großteil der Tolkienschen Fantasywelt Mittelerde (abseits des sehr britischen Auenlandes!) gewoben ist, mit all ihren Elben, Zwergen, Trollen, Zauberern und Landschaften... scheint uns doch sehr an nordländische Mythologien zu erinnern. Das wiederum ist ebenso wenig verwunderlich für den, der weiß, dass J. R. R. Tolkien in den 30er Jahren, also vor bzw. während er "The Hobbit" verfasste, einen in Fachkreisen höchst bedeutenden Aufsatz über die germanische Beowulf-Sagendichtung verfasste.
Der arme Professor Tolkien...
Auf dem Höhepunkt der ersten Ringmania, ausgelöst
Ende der 60er Jahre durch das Erscheinen des Buches "Lord
of the Rings" auf dem amerikanischen Markt ist sein Briefkasten
schier übergequollen von all den ungefragt zugesandten Päckchen
"wohlmeinender" Künstler, Fans und "Förderer"
und solcher, die sich dafür hielten. Sendungen voll mit Gemälden,
Tonbändern, Demo-Platten, literarischen Hinzufügungen und Erweiterungen
zu seinen Büchern...
Und was der Phantasie von Menschen sonst noch so entspringt, die von Tolkiens
Epos so enthusiastisch eingenommen waren, dass sie sich in naiver Weise ein
kleines Stückchen vom großen Kuchen Mittelerde abschneiden wollten:
Lebensmittel, Getränke, Trinkbecher, Fotografien kostümierter ‚Mittelerdler‘...
Auch Bo Hansson gehörte zu inzwischen zu den Anhängern
von Tolkien, er hatte den "Herrn der Ringe"
gelesen und war begeistert davon. So inspiriert, dass er musikalische "Bilder"
zu Szenen aus den Büchern entwarf. Doch nicht so fanatisch, dass er nun
Tolkien damit torpedieren wollte.
Anfangs wollte Bo nämlich auch Stimmen bei den komponierten Titeln einsetzen
(z.B. schwebte ihm eine weibliche Sopranstimme vor). Er nahm deshalb Kontakt
mit dem Verlag auf, wo Tolkiens Bücher damals erschienen. Doch George
A. & Unwin untersagte das strikt.
Dies ist der Grund, warum das Album "Music inspired by..." heißen
musste und warum es rein instrumental aufgenommen werden musste.
[Wenn Ihr mich fragt: Der Verzicht auf jegliche Gesangsstimmen
war nie und nimmer ein Fehler.]
Neben Keyboards und Synthesizern spielt Bo Hansson auf dem Album
noch Gitarre und Bass. Unterstützt wurde er von Rune Carlsson (dr, conga),
Gunnar Bergsten (sax), Sten Bergman (flute) und einigen ungenannt bleiben
wollenden Freunden.
"Ich hätte gerne auch Geigen und andere klassische
Instrumente wie die Harfe eingesetzt," meinte Bo, "aber
unsere beschränkten finanziellen Möglichkeiten ließen es leider
nicht zu."
[Was Bo wohl heute zu dem orchesterumfassenden
Soundtrack zum Film "Die Gefährten" sagt?]
1970 war es noch nicht allzu lange her, dass die ersten (MOOG-)Synthesizer
auf den Markt gekommen waren. Deshalb dürfte "...Lord
of the Rings" auch eine der ersten LPs gewesen sein, wo der MOOG
eine zentrale Rolle spielte. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Album sogar
als experimentelles Werk zu betrachten.
"...Lord of the Rings"
enthält - allein das spricht gegen die Progrock-Einordnung - durchweg
einfache Arrangements und einfache eingängige Melodien in, für den
Trend des Anfangs der 70er Jahre kurzen Titeln (der längste zählt
4:57 min).
Dennoch hat Bo Hansson eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen, die, wie
ich finde, sehr gelungen zu den Entsprechungen im Tolkienschen Original passt.
Seien es böse Vorzeichen ("The
Black Riders"), Aufbruchstimmung ("Leaving
Shire"), Bewegung ("The
Battle of the Pelennor Fields", "Flight to the Ford"),
Angst ("A Journey in the Dark") oder
gar Stasis ("Fog on the Barrow-Downs").
Manch öffentlicher Kritiker hat nach Erscheinen die Musik
des Albums als monoton abgetan, ob seiner schmalen Instrumentierung und der
beschränkten Variationen in der Tonfarbe. Ich mag mich dem nicht anschließen
wollen, empfehle statt dessen dem Geduldigen die Titel mehrfach zu hören
und - noch besser - dabei die zugehörigen Buchkapitel zu lesen. Sie erschließen
sich erst dann völlig.
Auf keinen Fall sollte man aber
den Fehler begehen und in der jetzt aktuellen zweiten Ringmania Bo Hanssons
"Soundtrack" mit Peter Jacksons Film in Verbindung bringen wollen.
Beides passt nicht zusammen, denn es liegen dreißig Jahre zwischen der
Platte und dem Film. Hanssons Platte ist zudem dem Komplettwerk gewidmet.
Bo kannte 1970 noch nicht einmal die wenig später gedrehte erbärmliche
Comic-Version des ersten Buchteils und dessen ebenso schlechten Filmsoundtrack.
Spätere Alben von Bo Hansson
Dem LotR-Album folgte 1972 "Magician's Hat", eine ebenfalls von Fantasy-Elementen inspirierte Platte. Drei Jahre später erschien "Attic Thoughts", das nach einhelliger Kritikermeinung ausgereifteste seiner vier, zwischen ‘72-’78 erschienenen Soloalben.
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Magician’s Hat |
Attic Thoughts |
El-ahrairah
(Watership down) |
Mitt i Livet
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Das 1978er Album "El-ahrairah" war ein erneuter "Soundtrack" zu einem weltweiten Fantasy-Buch/Film-Erfolg; ich rede von Richard Adams "Watership down", der rührenden Geschichte der Hasen Hazel, Fiver und wie sie noch alle hießen. Danach wurde es still um Bo Hansson. Die Gründe dafür sind mir leider nicht genau bekannt; gerüchten zufolge soll Bo Hansson sehr krank geworden sein.
In Schweden, und nur dort, erschien sieben Jahre später noch mit geringem Erfolg das Album "Mitt i livet" ("Mitten im Leben" – 1985).
Als dann die CD-Welle aufbrandete, wurde das Lotr-Album von Anders Lind, dem Mitproduzenten des Originalalbums und gutem Freund von Bo Hansson, remixed und um einige Songs aus den anderen Soloalben erweitert.
Discographie: Bo Hansson Soloprojekte |
Titel des CD-Remix:
Weiß der Himmel, warum bei den Netscape 4.xx-Versionen dieses Layer sich erst nach einigem Herunterscrollen zeigt und warum das Bild der Remix-CD überhaupt nicht angezeigt wird. Wer einen Tip hat, schreibe mir bitte eine email.
Anspieltitel |
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aus dem Album "Lord of the Rings" |
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The Leaving of the Shire | The Black
Forest / Tom Bombadil |
The Black
Riders / Flight to the Ford |
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Lothlorién |
The Grey
Havens |
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aus dem Album "Magician's Hat": |
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Letztes Update dieser Seite am 17. August 2003