Music Hall Online 64

The Psychedelic Avengers: The Decterian Blood-Empire

Music inspired by PERRY RHODAN

© Christian „Prospero“ Spließ

Diesmal also eine Doppel-CD mit schickem Booklet, einer Geschichte von Leo Lukas als Rahmenhandlung für die Tracks – die PSYCHEDELIC AVENGERS haben sich dieses Mal richtig ins Zeug gelegt und wieder ein Konzeptalbum entworfen, das den Hörer erfreuen wird. Zumindest, wenn man etwas rockigere Töne bevorzugt.

Humpf, war mein erster Gedanke, als ich mir im Booklet die Auflistung der beteiligten Künstler anschaute.
Schon bei der letzten CD war es so, dass seltsame Symbole die Namen der Künstler ersetzten und man sich mühsam zusammenpuzzeln musste, wer jetzt woran beteiligt gewesen ist. Das System wurde leider auch beim zweiten Konzeptalbum beibehalten, sodass man als Hörer ständig auf der Suche ist. Beim nächsten Mal würde ich mir da eine bessere Lösung wünschen.
So bleibt nur die Feststellung, dass Knarf Rellöm ebenso an dieser CD mitwirkte wie Rene Gleitmann, Hennig Zimmermann, Julian Auringer und Man vs. Nature – alles Namen mit, denen der normale Hörer wohl kaum etwas anfangen kann. Und außer Knarf Rellöm war mir da auch keiner ein Begriff.

Leo Lukas gestaltete für das Booklet – mit einem Cover wieder, an dem Perry Rhodan-Zeichner Al Kelsner auch beteiligt ist (das irre Raumschiff ist von ihm) - eine launige, witzige Geschichte, in der es natürlich um eine Invasion geht:
Das Decterian Blood-Empire überfällt die Milchstraße, und die Psychedelic Avengers müssen dann natürlich die Invasion verhindern – durchaus launig geschrieben. Das Booklet lässt natürlich keinen Raum für eine großartig lange Handlung, sodass stellenweise nur reines Name-Dropping der einzelnen Titel passiert.

Auch das hat sich seit der ersten Veröffentlichung nicht geändert:
Tracks mit Titeln wie »Mit dem Polyphonen Herold durch den Chromatischen Äther« sind keine Seltenheit.
Und es gibt durchaus noch längere Namen, die dem jeweiligen Stück als Überschrift, als Leitthema für den Hörer sozusagen, dienen.
Es fällt auf, dass die Lukas-Geschichte und die Geschichte, die diese Tracktitel erzählen, nur an wenigen Stellen korrespondieren.
Das hängt vermutlich damit zusammen, dass Lukas' Geschichte nur als Orientierungsrahmen für die Musiker vorgegeben war, und natürlich hat sich niemand wirklich sklavisch dran gehalten.
Manchen mag das stören, mich nicht. Die Lücken in der Geschichte kann man ja bekanntlich als Autor oder Autorin selbst füllen. Auf der offiziellen Webseite (www,psychedelicavengers.de) gibt’s einige lesenswerte Geschichten von Hörern zu den Tracks zu lesen.


Anders als beim ersten Album, das in mehrere Abschnitte unterteilt war, sind die beiden CDs diesmal in einem Guss. In Track 1 - 3, in denen die Flotte des Decterian Blood Empires in der Milchstrasse ankommt, herrscht eine düstere, dunkle Atmosphäre.
Wie auch beim ersten Album wechseln sich elektronisch warme Klänge mit Rockelementen ab, erzeugen eine Stimmung, in die der Hörer versinken kann. Das Ganze hat durchaus teilweise etwas von einer Lounge-Stimmung – mit Martini wippend an der Bar sitzend und den Sommer genießend.

Dennoch ist der Focus dieses Albums eher auf die Richtung des psychedelischen Rocks angelegt,
So sind häufiger als beim ersten Album verzerrte, wabernde Gitarren zu hören; sicher, es gibt auch noch Stücke, die rein elektronisch gearbeitet sind, mit Synthesizern und Klangeffekten.

Es fällt auch auf, dass häufiger Songs auf dem Album zu finden sind als beim früheren Album – was durch den Platz bedingt sein dürfte, mehr Platz mehr Möglichkeiten natürlich.
So bei »A spy named Vela Brown«, da gibt’s sogar eine warme Saxophonstimme zum schmeichelnden Gesang dazu. Die Dame muss schon sehr reizend sein, wenn man sich das so anhört.
Richtig verspielt kommt Track 12 daher - »Spacebabalooba...« ist eindeutig ein Nachfahre der diversen Gameboy- oder Spielesoundtracks der 8bit-Künstler, mit einer Prise Kraftwerk angehaucht.

Nachdem die Avengers sich bis hierhin also gefunden haben, geht’s ab Track 13 dann sozusagen ans Eingemachte: Die Invasion muss zurückgeschlagen werden.
Dabei gibt es auch durchaus tragische Schicksale.
Track 14 erzählt die Geschichte des Crüüb-Piloten Hunter und Lt. Annifer Dubay ... gerade, als er ihr seine Liebe gesteht, kommt diese beim Kampf um. Passend dazu die Wiederholung des monotonen Klavierthemas.
Während das Blood Empire Planeten um Planeten erobert – Track 16 und der Doppeltrack 20/21 schildern das recht eindrucksvoll mit dunklen elektronischen Klängen und Soundeffekten – jagen die Avengers also den technischen Waffen hinterher, um die Decterians zu besiegen.
Das nimmt so ziemlich den Großteil der zweiten CD in Anspruch.
Hervorzuheben sind hier die Tracks »The last space station« - Track 4, der es hervorragend versteht, das Gefühl der Einsamkeit hervorzurufen. Auch hier wieder eine gesungener Track übrigens. »Voices in the dark ...«,
Track 10, schildert, wie der Sonnengott Jiun-Chaa allmählich vom Zustand der Depression in den Wahnsinn gleitet. Stimmen sind in der Dunkelheit zu hören, die dann schlussendlich zum Selbstmord des Gottes führen.
Während die Avengers jetzt vor der Herausforderung stehen, einem Roboter beweisen zu müssen, dass sie berechtigt sind, den »Flirrenden Weißen Sturm«, der die Decterianer in Statuen verwandeln wird, in den Händen zu haben, geht der Kampf in der Milchstraße weiter.
Track 12 »They’ve broken through on the 20th Moon...« - Ein harmloser Popsong, der kann doch nicht bedrohlich wirken?

Sehr pompös und fanfarenhaft bekommen dann auch endlich mal die Avengers ein eigenes Titelthema – das »The Psychedelic Avengers Theme« lässt einen schmunzelnd an Serien wie »LOST IN SPACE« denken, ein durchaus erhebendes, heldenhaftes Thema, wie sich das ja auch für die Avengers gebührt.

Nachdem dann die Decterianische Flotte zurückgeschlagen wurde - eindrucksvoll wird der »Flirrende Weisse Sturm« mit Klangeffekten und Synthesizerklängen in Szene gesetzt -, bleibt, nachdem der Polyphone Herold kurz auftauchte, Zeit für ein Augenzwinkern:
Knarf Rellöm und die Außerplanetarische Opposition treffen aufeinander.
Das ist nicht ernst gemeint und natürlich Geschmacksache, aber beweist, dass die Herausgeber der CD durchaus ein gutes Händchen haben.


Was bleibt als Fazit zu sagen?

Wie auch beim ersten Album ist es den Herausgebern gelungen, die unterschiedlichen Tracks zu einem harmonischem Ganzen zusammenzupacken, so dass sich das Album rund anhört. Angesichts der Tatsache, dass sich hier gleich zwei CDs zum Preis von einer (15 Galax) in einem Jewel-Case befinden, sollte man als Fan sowieso schon mal zugreifen.
Mein Tipp:
Kopfhörer anlegen, CDs starten und sich einfach treiben lassen – zuerst, ohne etwas von der Geschichte oder den Tracks zu wissen, sondern sich einfach nur der Musik selbst überlassen. Das ist immer noch die beste Methode, um sich in das Universum der Avengers einzuhören.

»Fortsetzung folgt« steht am Ende der Leo-Lukas-Geschichte im Booklet –
Na, das will ich doch auch mal hoffen.

Christian »Prospero« Spließ

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Letztes Update dieser Seite am 02.08.2006