Teil VI


KÖNIG DER MEERE

Piratenserie

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K.H. Scheer
als
Diego el Santo

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Band 1

"Menschen in Ketten"

 

Cover "Menschen in Ketten - (c) Bild: Norbert Schneider, Layout: Joe Kutzner

Die Eckdaten des Buches:

König der Meere - Band 1:
Diego el Santo: Menschen in Ketten

1. Ausgabe der überarbeiteten Neuauflage
Originalausgabe: Leihbuch, Balowa Verlag, 1953
Herausgeber: Kurt Kobler
Titelbild: Norbert Schneider
Redaktion: Joe Kutzner
Durchsicht und Bearbeitung des Textes: Michael Thiesen
Seekarte: Willi Diwo
Innenillustration: Martin Marheineke
Scan des Originaltextes: Hans-Peter Kögler
Druck: Schaltungsdienst Lange OHG, Berlin
Umfang: 146 Seiten
Preis: 10 EUR zzgl. Versandkosten

Terranischer Club EdeN, April 2013

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Leseprobe:

Als Tagman wieder auf die Hütte kam, erstarrte er mitten im Schritt. Neben dem Kommandanten stand nun ein Mensch, der vorher noch nicht da gewesen war. Es war ein Mönch in der Tracht der Dominikaner. Er gehörte jenem Orden an, der im Jahre 1232 von Papst Gregor IX. mit der Inquisition, der Bekämpfung der Ketzerei, betraut worden war.
Schweigend stand der kleine korpulente Mönch neben dem Riesen und musterte Robert durchdringend, als wollte er ihm hinter die hohe Stirn sehen. Er hatte ein rundes, rosiges Gesicht, das sehr harmlos gewirkt hätte, wenn seine grünlich schillernden, stechenden Augen nicht gewesen waren. Seine Arme hatte er über dem vorstehenden Leib verschränkt und die Hände in den weiten Ärmeln seines langen weißen Rockes mit dem Skapulier verborgen. Darüber trug er noch die schwarze Kapuze. Sein Schädel war bis auf einen dünnen Haarkranz kahl geschoren.
Tagman war leichenblass geworden; er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie laut knirschten. Nur mit allergrößter Willensanstrengung konnte er sich beherrschen und verhindern, dass er wie ein Tiger vorstürzte und diesem Menschen, der zu jenem Orden gehörte, den er am meisten von allen seinen Feinden hasste, nicht das feiste Genick zu brechen. Überklar sah er in dem Augenblick seine Schwester, wie sie sich in entsetzlichen Qualen auf dem Scheiterhaufen wand, während vier Männer in dieser Tracht kaltblütig dabeistanden.
Michel de Raciné merkte, welchen Kampf der Freund mit sich selbst auszu-fechten hatte und warf ihm beschwörende Blicke zu. Tagmans unübertroffene Selbstbeherrschung siegte!
Nach wenigen Sekunden hatte er sich wieder gefasst und trat langsam auf den Mönch und Don Gómez zu. Er brachte es sogar fertig, sich höflich und ehrfurchtsvoll vor dem Dominikaner zu verbeugen und zu sagen: »Ich grüße Euch, mein Vater! Erlaubt, dass ich meiner großen Freude über Eure tröstende Anwesenheit auf diesem herrlichen Schiff Ausdruck gebe.«
Der Mönch neigte nur kurz den Kopf, sprach aber kein Wort. Dafür sagte der wahnsinnige Riese langsam und betont: »Nun, Caballero, wie steht es mit Euren Berechnungen? Konntet Ihr den Sextanten überhaupt von den anderen Geräten unterscheiden? Wo befinden wir uns?«
Langsam entfaltete Tagman unter der deutlich spürbaren Spannung aller Anwesenden seinen Merkzettel und sagte wie beiläufig: »Ich hoffe, Don Gómez, dass Ihre Berechnungen gut waren! Wir befinden uns augenblicklich auf genau sechzig Grad westlicher Länge und vierzehn Grad, einunddreißig Minuten und achtzehn Komma fünf Sekunden nördlicher Breite. Das ist süd-südöstlich, unweit der französischen Insel Martinique, etwa an der Grenze zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Karibischen Meer. Genügt Euch das?«
Einen Augenblick sah der Graf maßlos überrascht auf den blonden Seemann und lachte dann schallend auf. Mit ausgestreckter Rechten ging er auf ihn zu und legte sie ihm freundschaftlich auf die Schultern.
»Bei meiner Ehre, Caballero, Eure Berechnungen stimmen ganz genau mit den meinen, ja – ich glaube, sie sind sogar noch um einiges besser; denn die Winkelsekunden zu berechnen, macht mir zu viel Mühe. Verzeiht mir, ich ha-be Euch zu Unrecht verdächtigt. Seid versichert, dass Ihr Euch meines größten Wohlwollens erfreuen könnt, so wie es einem Kapitän Seiner Gnaden, des Erzbischofs, gebührt. Dazu will ich Euch nun die Ehre gewähren, von der ich vorher schon sprach. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr freudig und voll heili-gen Kampfeseifer damit einverstanden sein werdet?« Fragend blickte der Wahnsinnige auf Tagman, der höflich den Kopf neigte.
Erfreut, über das ganze plumpe Gesicht lachend, fuhr der Spanier fort:
»Ich sehe es wieder einmal als eine ganz besondere Gunst an, dass Ihr, Caballero von Berg, zusammen mit Eurem Freund auf mein Schiff gekommen seid. Denn ich benötige dringend einen zuverlässigen Offizier, der etwas von der hohen Kunst der Navigation versteht. Mein Erster Offizier, der das be-herrscht hatte, fiel in einem Kampfe gegen die ketzerischen Engländer. Wollt Ihr seine Stelle einnehmen und mich dadurch entlasten? Ihr dient der guten Sache und unserer hochheiligen Mission, wenn Ihr dazu beitragt, alle vom Teufel besessenen Ketzerhunde mit Mann und Frau und Kind auszurotten und sie der höllischen Verdammnis zu übergeben.«
»Amen«, sagte da der Dominikaner und nickte dem blonden Hünen freundlich zu.
Tagman stockte ob der ungeheuerlichen, unmenschlichen Aufforderung des Wahnsinnigen der Atem. Dennoch hatte er sich in der Gewalt und entgegnete mit begeistert leuchtenden Augen: »Oh, sagt, hochedler Caballero, was ich lieber tun könnte? Ich werde selbst die Frucht im Mutterleibe nicht schonen, so wie es die Gesetze der Inquisition vorschreiben und gerecht fordern. Verfügt über mich und meine Kenntnisse; gerne diene ich unter Eurem genialen Geiste. Und bitte vergesst, dass ich Euch noch vor Minuten bat, mich und meinen Freund, den Grafen de Taradas, gelegentlich an Spaniens Küsten abzusetzen. Wir wären beide glücklich, wenn wir für immer bei Euch bleiben könnten. Ich weiß, dass uns unser Herr, der Erzbischof, deswegen verzeihen wird.«
Das Gesicht des irren Grafen war eitel Gnade und Freude. Geradezu herzlich schloss er Tagman in seine Arme und drückte ihn an seine breite, goldge-schmückte Brust. »Ich wusste es, Caballero«, rief er überglücklich, »ich wusste es! Wie hätte es auch anders sein können! Geht nun zusammen mit dem ed-len Herrn de Taradas auf Eure Kabine, die Euch Leutnant Martinez zeigen wird, und erholt Euch erst einmal von Eurer strapaziösen Flucht. Ich werde Euch standesgemäße Kleidungsstücke bringen lassen und Euch, Caballero von Berg, werde ich sogar einige Sachen aus meinem eigenen Besitze geben, denn Euer Körper ist fast genauso stattlich wie der meine. Geht nun, mein Freund!«
Tief atmete Tagman auf, als ihn der Graf, in dessen Augen er schon wieder das irre Flackern aufleuchten sah, endlich losließ.
Leutnant Martinez, der junge Prisenoffizier, befleißigte sich des allergrößten Respekts, als er die Freunde schließlich zu ihrer großen, luxuriösen Kabine führte, die vorher der gefallene Offizier bewohnt hatte. Der wunderschöne Raum war den Abmessungen des Riesenschiffes entsprechend weit und hoch. Er lag nahe dem Achtersteven, direkt unter der riesigen Kajüte des Schiffsherrn.
Endlich alleine ließ sich Michel de Raciné erschöpft auf eine der beiden weichen Kojen fallen und murmelte leise: »Mon dieu, so habe ich noch niemals in meinem Leben geschwitzt, mein Herkules! Der Mann ist ja wahnsinnig, hochgradig wahnsinnig! Es ist mir ein Rätsel, wie er in seinem kranken Hirn die Pläne für dieses wundervolle, einzigartige Schiff ersinnen konnte. Gibt es denn so etwas?«

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Letztes Update am 03.12.2013