Geschichten der Nacht # 52

"Die Hador-Saga, Teil I "

von

Wendelin Abt
("Sol Starwalker")

Ein Roman aus dem "World of Warcraft"-Universum

erscheint im
März  2006

Cover GdN 52 - copyright Christiane Lieke

Inhalt:

Die Insel Hador liegt an den Rändern des "Mahlstroms", der aufgrund von missbrauchter Magie zu einer Anomalie im planetaren Raumzeitgefüge der Welt Azeroth wurde.
Die "Nebel" aus entarteter Magie und Raumzeit drohen die Vulkaninsel, die ein multikultureller Fluchtpunkt im Krieg zwischen den Menschen und den Orks wurde, zu verschlingen. Dimensionstore zu anderen Welten und der Wahnsinn der Lebewesen infolge des Mahlstroms gehören zum Alltag der Bewohner.

Orodan, ein junger Paladin, erkennt nach seiner Rückkehr auf seine Heimatinsel Hador seine eigentliche Bestimmung. Auf dieser außergewöhnlichen Insel wird er zu einem mächtigen Magier wiedergeboren und muss sich auch als Königssohn bewähren.

Der Roman ist eine Mischung aus Exotik, Kämpfen, Abenteuern und Gefühlen. Er spielt im WOW-Universum.


Leseprobe:

In den Jahren zwischen dem Ersten und Zweiten Krieg der Allianz gegen die Horde existierte auf der Insel Hador, die zwischen den beiden Kontinenten Kalimdor und Azeroth liegt, eine multikulturelle, hoch entwickelte Kultur.
Hador wurde von sich ständig veränderten Ausläufern des Mahlstroms umschlungen und geschützt.
Auf der Insel lebten alle Allianzvölker friedlich unter dem Gesetz des Königs Linos zusammen. Selbst Hordenangehörige, die das Gesetz des mächtigen Königs achteten, wurden akzeptiert.

Aber unter der friedlichen Fassade loderte das Böse, das vom Mahlstrom ausging und das sich nie geschlagen gibt. Es wächst im Herzen der Lebewesen heran, wenn es nicht an das Licht der Wahrheit gezerrt und radikal ausgemerzt wird.
Die elementaren Kräfte ruhen nie. Manchmal werden sie vom Bösen und dem Hochmut in den Lebewesen dazu veranlasst, rigoros einzugreifen und buchstäblich keinen Stein mehr auf dem anderen zu lassen.

Eine andere Gefahr stellten die Nebel von Hador dar.
Diese Ausläufer der chaotisierten magischen Energien des Mahlstroms erzeugten nicht nur Wahnsinn in den Gehirnen von Menschen und Nichtmenschen, sondern sie verschlangen manchmal ganze Gebiete oder gar Inseln ...

Doch höret was Ironwalker, Krieger, Barde und Geschichtenerzähler aus der "Hador-Rolle", die er im Vermächtnis seines verschwundenen Vaters entdeckte, der Welt verkünden darf:

Es begab sich einst ...

 

Orodan war stolz auf die Searunner. Die schlanke Galeone konnte notfalls auf einen magischen Antrieb aus Hadorkristallen zurückgreifen, wenn sich der Wind legte. Soweit dem jungen Mann bekannt war, besaß sonst niemand auf der Welt Azeroth eine solche Technologie, nicht mal die Goblins. Hierzu nötig war allerdings ein Magier, aber diese gab es im Inselreich des Königs Linos in genügender Menge ...

Die Runner war länger als die normalen Frachter, die mehr dickbäuchiger angelegt waren und den Handel zwischen den Kontinenten beherrschten. Die Hadoraner setzten nun diesen Schiffstyp dagegen, der schneller als die anderen Frachtschiffe war und trotzdem genügend Frachtvolumen besaß, denn die Unternehmer von Hador handelten hauptsächlich mit Luxuswaren.

Orodan begab sich zum Bug, kletterte die mit gedrehten Tauen gesicherte Treppe hinauf und starrte auf einen der drei Hauptmasten, der ausschließlich aus Rahsegel bestand. Sie erlaubten die kompliziertesten Manöver am und mit dem Wind. Trittleitern aus Seilen und runden Hölzern führten zum Hauptmast hinauf. An Orodans Nase kitzelte der charakteristische Geruchsodem des Schiffes. Er liebte ihn längst, weil er sich auf dem Meer zu Hause fühlte, obwohl er eine Paladinausbildung hinter sich hatte.

Das Schiff kam von weit her und schleppte mannigfaltige Gerüche mit sich. Das Holz verströmte einen herben, öligen Duft. Die feuchte Leinwand des Segels roch nach Salzwasser und ihm unbekannte Pflanzen. Die Ausdünstungen vieler Menschen, der Geruch nach Holzkohle und kaltem Fett, verschüttetem Wein und Salzwasser: alles ergab einen starken Eindruck, eben den "Odem" der Searunner.

Das Tauwerk bestand aus gut geflochtenen Sehnen, die hölzernen Teile waren fein geschliffen und gerundet und mit einer Art Lack versiegelt. Das Holz, dunkel und ölig glänzend, war mit Nähten aus Pech gedichtet. Man konnte die Wellen, die Kielspur und den schäumenden Winkel der Bugwelle sehen. Die Runner war ein gutes Schiff und konnte fünfzig Jahre alt werden.

Sorgenvoll blickte Orodan in die Nebelwolken des Mahlstroms zurück. Dem Kapitän und "Strommagier" Aison war es wieder einmal gelungen, als magischer Lotse die Ausläufer dieser ständigen Erinnerung an die furchtbare Katastrophe vor zehntausend Jahren zu durchsegeln. Damals gab es auf diesem Planeten nur einen einzigen Kontinent Kalimdor, auf dem dort, wo heute der Mahlstrom zirkulierte, der Brunnen der Ewigkeit lag. Der dunkle Dämonenherrscher Sargeras bereitete sich damals vor, über dieses Tor nach Kalimdor vorzudringen. Aber die sorgsam gewirkte Magie der elfischen Königin Azshara und ihrer Quel’dorei zur Öffnung des Portales, zerbrach. Der instabile Wirbel in den Tiefen des Brunnens setzte eine katastrophale Kette von Ereignissen in Gang. Die Folge war eine gigantische Explosion, welche die Welt bis ins Innerste erschütterte und den Kontinent zerstörte.

Wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit - jenes Werk der lichten Titanen - befand, herrschte nun inmitten eines neuen Meeres ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotisierter magischer Energien.

Jedes Schiff, das Hador verließ, musste einen Chaoslotsen, einen so genannten Strommagier, an Bord haben, wenn er die freien zentralen Gewässer zwischen den beiden neuen Kontinenten Kalimdor und Azeroth erreichen wollte. Kein Schiff vermochte, ohne diese speziellen Zauberer die Insel zu erreichen oder zu verlassen. Diese Lotsen vermochten zwischen den wechselnden Wirbeln und Energien einen Pfad für das Schiff zu finden. Aber schon oft waren Schiffe trotz dieser Fähigkeiten einzelner Magier, in den unberechenbaren Kräften spurlos verloren gegangen. Die Eingeweihten wussten, dass sich in den Ausläufern des Mahlstroms oft Portale zu andere Planeten öffneten. Die besten Strommagier vermochten sogar diese Öffnungen zu nutzen und ihre Schiffe in diese anderen Welten zu lotsen und sie meistens heil zurückzubringen. Viele Luxuswaren der Hadoraner stammten aus diesen Ländern. Ein geregelter Austausch war allerdings unmöglich, weil die Chaosenergien stetig wechselten. Selbst die Strommagier hatten ihre Grenzen. Manche Schiffe waren für immer auf diesen Welten verschollen. Aber die Hadoraner ließen sich von diesen Misserfolgen nicht abhalten.

Seit die Searunner die letzten Wirbel und Nebel des Mahlstroms verlassen hatte, sah die Schiffsbesatzung den Vulkankegel mit den beiden Spitzen vor sich. Nach fast zweijähriger Fahrt durch das Meer und den Strom kehrte das Schiff nun wohlbehalten zurück.

Orodan war in den eineinhalb Jahren, die er nun schon auf dem Segler verbrachte, zu einem hervorragenden Seemann geworden. Die Seefahrt schien ihm im Blut zu liegen. Er sah im Ziel aller Sehnsüchte der Schiffsleute auch seine neue Heimat.

Nur Kelwyn, der nachtelfische Druide dachte anders. Zwar hatte er sich ebenfalls zu einem guten Seemann entwickelt, aber er war ein heimatloser Wanderer, immer auf der Suche nach neuer Erkenntnis und Wissen.

„Der Irdar!“ rief der Mann im Ausguck des Hauptmastes. Rasch verwandelte sich die durch Aison, dem Lotsen und Kapitän, erzwungene seemännische Disziplin seiner Leute, in ein wimmelndes Durcheinander.

Alle wollten sie zuerst den Heiligen Berg mit eigenen Augen betrachten, der mindestens so das Schicksal der Insel mit bestimmte wie der Mahlstrom. Der Doppelvulkan war von Hador-Stadt aus zu sehen. Der Irdar lag südwestlich von des Königs Hauptstadt und war wie eine ständige Mahnung, sich immer daran zu erinnern, dass die Insel von ihren Bewohnern als heilig, aber auch unberechenbar angesehen wurde. Auch Orodans und Kelwyns Augen suchten den sagenumwobenen Berg, auf dem einst einer der lichten Titanen Kämpfe mit einem der alten Götter geführt hatte, die eifersüchtig auf ihn und seine Taten waren.

„Dort!“ rief Kelwyn in ehrfürchtigem Ton.
Orodan betrachtete den druidischen Gefährten und Blutsbruder von der Seite her. Noch immer musste er sich an seine Menschenähnlichkeit gewöhnen. Seine Spitzohren und Augenwimpern waren weit kleiner, als es bei seinem Volk üblich war. Man munkelte, dass er diese Gestalt durch stetiges Formwandeln aufrecht hielt. Der junge Paladin hatte keine Ahnung, ob so etwas möglich war. Diese Fragen würden wohl, wenn überhaupt, nur die Weisen der Kirin Tor beantworten können.
Die raubtierhaften bernsteingelben Augen des Druiden, die, wenn er seine Heilkräfte einsetzte, in einem entsetzlich grünen Feuer glühten, hingen an einem Punkt im Süden. Richtig, jetzt erkannte auch Orodan die beiden Doppelspitzen des Riesenvulkans, die von den Hadoraner als Hörner des Heiligen Tauren, dem Inselsymbol, angesehen und verehrt wurden.

Der Lichtgott, so glaubten die Insulaner, zeigte sich manchmal in Taurengestalt. Man flüsterte sich zu, dass er sich vor zwei Generationen der schönen Königstochter Deuropé in Taurengestalt gezeigt habe und sie nach Hador an den messarischen Strand entführte. Dort, in einer Platane, zeigte sich der Gott in Menschengestalt und zeugte mit der Prinzessin Deuropé den jetzigen König Linos. Er wuchs in den ersten neun Jahren seines Lebens am Berg Irdar als Hirte auf, bevor er nach Lordaeron geschickt wurde und zusammen mit Uther Lightbringer als Paladin ausgebildet und geweiht wurde. Später dann, entzweiten sich die beiden Gefährten. Es gab Gerüchte, dass Linos zusätzlich das magische Handwerk lernte. Wieder Jahre später kehrte Linos nach vielen Abenteuern nach Hador zurück, einte das zerstrittene Volk und schuf für alle Lebewesen, unabhängig, welchem Volk sie angehörten und ob sie reich oder arm waren, eine neue Rechtsordnung. Seine Gesetze sicherten den Frieden auf der fast runden Insel, deren Zentrum vom Doppelvulkan beherrscht wurde und von jedem Inselpunkt aus gesehen werden konnte.

Linos wurde Gerüchten nach alle neun Jahre von seinem göttlichen Vater gerufen und belehrt. Damals wurde der Grundstock für die inzwischen legendäre Gerechtigkeit des Königs gelegt.

So lief die Geschichte um.


 

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Impressum:

GdN #52 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN #52 erscheint im März 2006.
Umfang: 60 Seiten - Auflage: 50 Exemplare - Einzelpreis: 2,30 € plus 1,10 € Versand
Text: Wendelin Abt / Illustrationen: Christiane Lieke

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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Letztes Update dieser Seite am 23.04.2006