Geschichten der Nacht # 57

"GUARDIANS"

5. und letzter Teil

von

Monika Abt
("Selana ")

Ein Fantasy-Crossover-Roman
aus den Welten von Hercules und Duncan MacLeod, dem Highlander

Cover & Illustrationen:
Thomas Bilat
("Thorndike")

erscheint im
September  2007

Cover GdN 57 - copyright Thomas Bilat

Was bisher geschah:

In der fernen Vergangenheit, etwa 1300 v. Chr., werden Hercules und Iolaus von Erzengel Michael zu Guardians, Hütern des Lichts, ernannt. Sie sollen auf Erden den Kampf gegen die Grauen, bösartige Bewohner einer anderen Dimension, aufnehmen.
Die Grauen wollen die Menschen und die Götter, die Olympier (ebenfalls unsterbliche mächtige Wesen aus einer anderen Dimension), in die Dunkelheit treiben.
Es gibt jedoch auch positive Bewohner aus der Dimension der Grauen, die sich Helioner nennen. Den Grauen gelang es jedoch, die Helioner auf der Erde so zu manipulieren, dass diese nicht mehr wissen, wer sie sind und woher sie kommen. Die Helioner bekämpfen sich nun gegenseitig, um am Ende, wenn nur noch einer übrig ist, den so genannten Großen Preis zu gewinnen. Dies ist jedoch eine Lüge. Der einzige Zweck des Kampfes ist, dass die Helioner sich gegenseitig ausrotten.

Zeus und Hera, die Obersten der Olympier, erkennen die Gefahr.
In ihrem Auftrag sollen Hercules, Morrigan, Ares und Callisto den Sonnen-Kristall, eine mächtige Waffe, die auch Unsterbliche töten kann, aus dem Orkus (eine weitere fremde Dimension) holen. Dort versteckte Zeus den Kristall vor Urzeiten, und unzählige Legenden ranken sich um diesen.
Die Pforte zum Orkus führt durch den Hades, die Unterwelt. Herkules Halbbruder Ares, der Gott des Krieges und die Halbgöttin Callisto haben jedoch ihre eigenen Vorstellungen, was mit dem Kristall geschehen soll, wenn er gefunden ist.
Mitten im Dschungel der anderen Welt finden sie eine große Pyramide, in welcher der Sonnenkristall versteckt ist. Hercules kann ihn bergen, und zusammen kehren die Vier zur Erde zurück.
Dort warten schon die Grauen auf sie, die den Kristall an sich bringen wollen, doch das Quartett kann den Angriff abwehren.

Als Hercules mit Ares zum Olymp zurückkehren will, muss er erkennen, dass Ares und Callisto ihm nur geholfen haben, um den Kristall für sich zu gewinnen. Doch Hera greift zu Gunsten Hercules‘ ein, und Zeus vertraut den Kristall Hercules an. Hercules ist der Einzige, der das volle Vertrauen von Zeus besitzt.

 Viele Jahrhunderte später:

Duncan MacLeod, der Highlander, wird von Cassandra in die Zeit König Salomons zurückversetzt. Duncan und Cassandra sind Helioner, was MacLeod (im 21. Jahrhundert) zunächst verborgen bleibt.
MacLeod ist ein Anführer der Helioner und wollte die Erde von den Grauen befreien. Diese konnten ihn jedoch abfangen, ihm sein Gedächtnis rauben und ihn in die Zeit des 16. Jahrhunderts versetzen.
Durch Cassandras Eingreifen erhält Duncan jedoch die Chance, dreitausend Jahre zuvor mit seiner Mission zu beginnen – in der Zeit Salomons, jener Zeit, in der er ursprünglich landen sollte.

MacLeod weiß dies jedoch noch nicht und trifft in der Wüste auf eine Karawane nach Jerusalem. Er freundet sich mit Asarja, dem Berater König Salomons, an. Die schöne Miriam wird seine Dienerin und Sprachlehrerin.
Zu dieser Zeit treiben auch die Apokalyptischen Reiter (Methos, Kronos, Caspian und Silas) an der Grenze zu Syrien ihr Unwesen. MacLeod rettet König Salomon das Leben und bildet in den nächsten Monaten eine Reitertruppe aus, die die Räuberbanden aus Salomons Reich vertreiben soll.
Danach reitet Duncan MacLeod mit den neu gegründeten Schwarzen Falken im Auftrag von König Salomon nach Hazor, am Grenzgebiet zu Syrien, um die dort wütenden Horden von König Reson zu bekämpften. Die Horden werden von den vier Apokalyptischen Reitern angeführt. MacLeod begegnet Methos, und es gelingt ihm, mit Hilfe seiner Reitertruppe die Horden zu besiegen; die Apokalyptischen Reiter verschwinden daraufhin.
Als MacLeod von Salomon nach Jerusalem zurückgerufen wird, wird er Opfer einer Intrige und muss zusammen mit Miriam, der jungen Unsterblichen, fliehen. König Hiram von Tyros bietet ihm Schutz und eine neue Aufgabe an.

Auf dem Seeweg nach Tyros tötet Miriam ihren ersten Unsterblichen, da ihre Schiffe von Piraten angegriffen werden.
In Tyros werden sie von Hiram mit ihrer Aufgabe vertraut gemacht: Sie reisen als Unterhändler von Hiram nach Babylon, das zu dieser Zeit von den Assyrern besetzt ist, um ein Handelsabkommen abzuschließen. Bisher wurde jeder Abgesandte Hirams jedoch getötet, und der König hofft, dass zwei Unsterbliche besser geschützt sind.
In Babylon gerät MacLeod auch prompt in den Machtkampf zwischen König Segur von Babylon und den Assyrern. Segur möchte die Assyrer loswerden, doch das ist nicht so einfach. Als MacLeod von den Assyrern eingesperrt wird, wird er von Methos, der sich auch in Babylon aufhält, heimlich befreit.
Doch nicht aus Freundschaft; Methos ist hinter dem Kopf eines alten Unsterblichen her. Dieser lebt jedoch in dem Tempel des Ra, also auf heiligem Boden. Segur seinerseits nützt die Gelegenheit, die Assyrer loszuwerden, und stellt sich auf MacLeods Seite.
Auch Hercules und Iolaus befinden sich als Berater von Segur in Babylon. Als sie MacLeod begegnen, beschließen sie, seine heimlichen Beschützer zu werden.
Inzwischen hat MacLeod Methos tatsächlich mit Astrakan, dem alten Unsterblichen, bekannt gemacht. Mit einem Trick schafft es Methos, den Alten aus dem Tempel zu locken, MacLeod und Miriam auszuschalten und Astrakan zu töten.
Dies verändert Methos jedoch grundlegend zum Guten. Doch nun muss er seinerseits MacLeod von seiner Wandlung überzeugen, weil Duncan natur­gemäß sehr enttäuscht von Methos ist.
Nach diesem Erlebnis verlassen MacLeod und Miriam Babylon, denn sie haben ihren Auftrag, das Abkommen mit Segur abzuschließen, erfolgreich erfüllt.

 41. n. Chr.

In dieser Zeit lebt Methos in Rom. Er sucht nach MacLeod und Miriam, um sich diesen anzuschließen.
Auch MacLeod und Miriam kommen in Rom an. Noch immer sind sie zusammen, doch MacLeod weiß nicht, dass Miriam hinter seinem Rücken andere Unsterbliche herausfordert und tötet. Noch immer bekämpft MacLeod die Grauen, Miriam nur, weil sie Duncan nicht verlassen will, nicht aber aus Überzeugung. Außerdem will MacLeod immer noch Cassandra finden, um ins 21. Jahrhundert zurückzukehren.
Auch Hercules und Iolaus sowie Damien befinden sich in Rom.
Damien will MacLeod endgültig ausschalten. Er hat eine Gruppe von Amazonen um sich geschart und gibt sich als Kriegsgott Ares aus, weshalb die Frauen, angeführt von Diana, alles tun, um ihrem Gott zu helfen. Diana lockt Duncan in eine Falle und entführt ihn in die Villa von Damien.
Methos hat inzwischen den Highlander aufgespürt und erfährt von dessen Entführung. Schnell ruft er einen römischen Hauptmann zur Hilfe, der sich mit MacLeod angefreundet hat. Mit Hilfe der Römer gelingt es Methos und Miriam, MacLeod aus den Händen der Amazonen zu retten.
Nun taucht auch Hercules im Tempel auf und stellt sich Damien zum Kampf, doch der Graue kann zu Hercules’ Ärger erneut entkommen. Er lässt seine Amazonen schmählich im Stich, doch Hercules ist nicht auf Rache aus.
Diana, die Anführerin der Amazonen, erkennt, dass sie und ihre Schwestern von Damien getäuscht wurden – und dieser ist keineswegs der Kriegsgott Ares. Diana und ihre Kämpferinnen beschließen, nach Hause zurückzukehren, um ihr Volk über diesen Irrtum aufzuklären. Hercules und Iolaus begleiten sie nach Griechenland. Sie finden dort neue Verbündete und ein neues Zuhause, dass die beiden auch gegen jeden Angreifer zu verteidigen bereit sind.

MacLeod ist indes bereit, Methos seinen Wandel zu glauben, und ihre Freundschaft beginnt. Unerwartet trifft MacLeod auf Cassandra, die jedoch nicht weiß, wie sie Duncan in die Zukunft schicken kann. Noch weiß sie es nicht; doch sie verspricht MacLeod, danach zu forschen und sich auch seinem Kampf gegen die Grauen anzuschließen.

Um das Jahr 800 schließlich – MacLeod und Miriam haben sich im Streit getrennt – weiß Cassandra, wie sie Duncan zurückschicken kann. MacLeod kehrt ins 21. Jahrhundert zurück, und der Kreis schließt sich. Er nimmt Teil am Geschehen, um sich selbst dabei in die Vergangenheit zu schicken.

Hercules und Iolaus haben sich derweil in Griechenland auf der Insel Aurora und in der Stadt Herculena eingerichtet, der alten Stadt der Amazonen. Hercules lebt dort als reicher Unternehmer unter dem Namen Nikos Alexandros. Er setzt sich mit MacLeod in Verbindung, ohne diesem aber zu erzählen, wer er ist, und bietet dem Highlander seine Hilfe an. Nun kann MacLeod in Ruhe auf der Insel seine Armee der Lichtkämpfer aufbauen.

Und so ist die Situation zu Beginn dieses Romans:

Einige Jahre später hat MacLeod seine Organisation der Lichtkämpfer aufgebaut. Er ist im dauernden Kampf mit den Grauen. Im Jahre 2020 spitzt sich die Situation zu, und es kommt zum entscheidenden Kampf zwischen den Leuten des Highlanders und den Grauen. MacLeod und Amanda werden jedoch gefangen und im Hauptquartier der Grauen festgehalten. Damien lässt die Insel angreifen.
Gelingt es den Unsterblichen mit Hilfe von Hercules Damien und die Grauen endgültig zu besiegen?
Und kommt es zum finalen Kampf zwischen Damien und dem Highlander?


Leseprobe:

Duncan MacLeod blickte aus dem Fenster des kleinen Flugzeuges, dass er steuerte. Er befand sich auf dem Weg zu einem Treffen mit Freunden, die für ihn Nachforschungen angestellt hatten. Die Grauen machten die letzte Zeit von sich Reden und immer wieder wurde ein Unsterblicher in einer ländlichen Gegend Europas tot aufgefunden.
Deshalb hatte er seine Freundin Amanda und Nick Wolfe losgeschickt, dem auf den Grund zu gehen. Nick war ehemaliger Polizist und war deshalb der geeignete Mann, um herauszufinden, ob wirklich die Grauen dahinter steckten. Es handelte sich um eine kleine Stadt in einem Mittelgebirge, einer malerischen Gegend Europas. Die Berge erstreckten sich bis zu tausend Meter in die Höhe und der Höhenunterschied in die Täler betrug an manchen Stellen bis zu vierhundert Meter.
Duncan steuerte das kleine Flugzeug über diese Berge und Täler, bis er den kleinen Flughafen auf einer großen Hochfläche fand. Normalerweise landeten hier nur kleine Einmotorige und Segelflugzeuge, doch sein Flugzeug war gerade noch klein genug, um hier sicher landen zu können.
Er bat den kleinen Tower um Landeerlaubnis. Dies wurde ihn ohne Probleme genehmigt. Die Landung auf der kleinen Rollbahn klappte vorzüglich. Er rollte sein  Flugzeug auf die kleinen Hangars am Rand der Landebahn zu.
Es war mitten in der Woche und so war nicht viel Betrieb. Als er aus dem Flugzeug kletterte, wurde er von einem freundlichen Angestellten in mittleren Jahren begrüßt. Der Mann führte ihn um das Gebäude herum zu einem Auto. Dieses hatte er für Duncan gemietet. Als MacLeod ihm einen 100-Euroschein in die Hand drückte, strahlte der Mann über das ganze Gesicht und versprach sein Flugzeug gut zu warten.
MacLeod setzte sich hinter das Steuer des BMW`s und startete den Motor und schaltete den Navigationscomputer ein. Dieser zeigte ihm den nächsten Weg in die Stadt, die sein Ziel war. Diese lag idyllisch zwischen zwei Bergrücken. Und da das Wetter an diesem Tag wunderschön war, hielt er auf der Anhöhe an und genoss den Ausblick auf die Gegend.
Die Sonne brannte vom Himmel und in der Luft lag der Geruch von frisch gemähtem Heu. MacLeod, in einer kleinen schottischen Gemeinde aufgewachsen, genoss diesen Augenblick. Unten im Tal, in den Straßen der Kleinstadt, herrschte großer Verkehr und viele Menschen waren unterwegs.
Trotz dem etwas chaotischen Verkehrssystem der Stadt, fand der Highlander dank des Navigationssystems seinen Weg und fand auch auf Anhieb das kleine Hotel, am Rande eines großen Platzes liegend. Der Platz war mit Springbrunnen und seltsamen abstrakt aussehenden Figuren angelegt worden, umrahmt von kleinen Geschäften und Cafés.
Der hauseigene Parkplatz war fast voll, trotzdem fand er noch einen Platz. Er ließ sein Gepäck vorerst wo es war und machte sich auf den Weg, um Amanda und Nick zu treffen. Wie vereinbart saßen sie auf dem Vorplatz eines großen Cafés, das im Stil der alten Wiener Kaffeehäuser gebaut worden war. Sie hatten ihn noch nicht gesehen und unterhielten sich angeregt.
Doch plötzlich stutzen sie beide und sahen sich aufmerksam um. Sie mochten ihn nicht gesehen haben, aber sie spürten sein Auftauchen. Als MacLeod an ihren Tisch trat, bemerkte Amanda ihn als Erstes. Sofort lief ein Strahlen über ihr Gesicht.
Nick, der dieses bemerkte, folgte ihrem Blick und sah den Highlander vor ihrem Tisch stehen. Sein Blick verdüsterte sich etwas, aber im Grunde hatte er schon lange seine Hoffnung aufgegeben, dass sich Amanda ihm zuwenden würde. Sie waren gute Freunde und erfüllten manche Missionen zusammen, aber ihr Herz gehörte MacLeod. Da der Highlander sein Freund war, akzeptierte Nick das und versuchte diesen Status nicht zu verändern, indem er sich an Amanda heranmachte. So konnte er wenigstens oft mit Amanda in Missionen zusammen sein. Außerdem gab es da noch eine andere Frau, die ihm gefiel.
Nick wies auf einen freien Stuhl neben sich. „Setz dich doch, Duncan. Der Kaffee ist  ausgezeichnet.“
Diesen Rat befolgte MacLeod gerne. Er setzte sich in den Schatten und genoss es, einfach nur dazusitzen. Eine junge Kellnerin kam herbei und fragte nach seinen Wünschen. Nick riet ihm den Special-Kaffee zu bestellen, was er dann auch tat.
Während er auf seine Bestellung wartete, fragte er: „Nun, habt ihr beiden etwas herausgefunden?“
„In der Tat“, begann Amanda. „Die Menschen hier sind sehr freundlich und geben gerne Auskunft. Diese mysteriösen Todesfälle passen gar nicht hier her. Normalerweise ist es eine friedliche Gegend.“
„Wir haben uns als Interpol-Agenten ausgegeben, die hinter einem gefährlichen Serienkiller her sind“, erklärte Nick. „Die Behörden waren sehr kooperativ, denn sie haben keine Erfahrung mit großen Mordfällen. Die vier Toten ohne Köpfe geben ihnen mehr als ein Rätsel auf. Sie sind froh, dass wir hier sind.“
„Und, was habt ihr herausgefunden?“, fragte Duncan.
„Nun, die Morde spielten sich in einem kleinen Dorf in der Nähe ab. Wir gingen dort hin und fanden heraus, dass hier früher einmal ein Natostützpunkt der Alliierten war. Nach dem Abzug der Truppen stand das ganze Armeegelände leer da, bis eine ausländische Firma das ganze Gelände kaufte.“ Nick zeigte nach Süden. „Hinter diesem Berg liegt das Dorf, beziehungsweise auf dem Hochplateau. Der ganze Berg ist ausgebaut worden. Es gibt dort riesige Bunkeranlagen der Natostreitkräfte, die eigentlich für den Ernstfall für die Bewohner gebaut wurden. Nun sagte mir der Dorfpolizist aber, dass die neuen Besitzer keinen mehr hineinlassen. Die seltsamsten Gerüchte kursieren durch das Dorf. Einige Einwohner erzählten mir, dass sie die vier Ermordeten flüchtig kannten. Genau wie wir hätten sie viele Fragen über die Firma gestellt und meinten, wir sollten sehr vorsichtig sein. Angst geht im Dorf herum und einige haben schon ihren Besitz verkauft und sind weggezogen.
„Das hört sich gefährlich an“, meinte Duncan nachdenklich. „Was denkt ihr?“
„Ich habe Nachforschungen angestellt“, sagte Amanda. „Die Firma gehört einer weltweiten Holdinggesellschaft. Ich konnte die Spur bis zum Eigentümer zurückverfolgen. Du wirst nicht glauben, wer es ist.“ Sie öffnete ihre Handtasche und zog ein Foto heraus. Da kam die Kellnerin mit MacLeods Kaffee und Amanda drehte die Fotografie schnell herum.
Duncan schenkte der Kellnerin ein freundliches Lächeln und wartete, bis sie weg war. Er nahm erst einmal einen Schluck aus der riesigen Tasse. Amanda hatte recht, das war der beste Kaffee, den er seit langem getrunken hatte.
Amanda drehte die Fotografie herum. Es zeigte einem Mann in mittleren Jahren, dessen Gesicht er nur zu gut kannte. „Damien!“, entfuhr es ihm.
„Richtig“, sagte Nick. „Dein alter Gegner.“
„Wir sind hier also richtig. Wir haben eines ihrer Hauptquartiere gefunden. Sie dachten wohl, dass wir es hier, in dieser etwas abgelegenen Gegend nicht finden würden.“
„Ja, doch da haben sie nicht mit unseren Leuten gerechnet“, meinte Nick. „Was machen wir jetzt? Der Tod unserer Freunde beweist, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist.“
MacLeod sah Nick etwas belehrend an: „Mit den Grauen ist nie zu spaßen. Ich dachte, das hätte ich dich gelehrt.“
„Das hast du“, beruhigte Nick seinen Freund. „Ich bin dafür, dass wir Nikos informieren. Unser seltsamer und reicher Freund hat viele Leute und großen Einfluss. Um einiges mehr als wir.“
„Ja, mit Nikos stimmt was nicht. Ich habe die Vermutung, dass er uns etwas verschweigt.“
„Du traust ihm nicht?“, fragte Amanda erstaunt.
„Doch, aber das bedeutet nicht, dass er nicht Geheimnisse vor uns hat. Auf jeden Fall hat Nick recht. Wir informieren ihn. Er soll uns Verstärkung schicken. Alleine können wir das auf keinen Fall erledigen“, damit griff Duncan zu seinem Handy und wählte Nikos Geheimnummer.
Während Duncan telefonierte, flüsterte Amanda Nick zu. „Am Tisch dort hinten sitzt ein Mann, der uns schon die ganze Zeit beobachtet hat.“
„Mir ist er auch schon aufgefallen“, meinte Nick. Seine Instinkte als Polizist schliefen nie. Duncan hatte sein Gespräch beendet und mitbekommen, was seine beiden Freunde sprachen. Unauffällig sah auch er in die Richtung des Tisches. Dort saß ein etwa 40-jähriger Mann und versuchte unauffällig immer wieder in ihre Richtung zu blicken. Ein Unsterblicher war er nicht, das hätten die drei gespürt. Die Grauen beschäftigten jedoch auch viele normale Menschen als ihre Helfer.
„Ja, er beobachtet uns.“
„Vielleicht sind wir zu misstrauisch und ihm gefällt einfach nur Amanda“, meinte Nick grinsend.
„Glaubst du das? Nun, dass können wir leicht herausfinden.“
Duncan trank seinen letzten Schluck von dem Kaffee und winkte der jungen Kellnerin. Diese eilte auch gleich heran und Duncan bezahlte die Rechnung. Das großzügige Trinkgeld ließ die Augen der jungen Frau aufleuchten und sie bedankte sich überschwänglich bei ihm.
Die drei Unsterblichen standen auf und schlenderten an dem historischen Brunnen vorbei Richtung Hotel. Die abstrakten Figuren am anderen Ende des Platzes entlockten Duncan ein erneutes Kopfschütteln. Da er früher mit antiker Kunst gehandelt hatte, beleidigten diese Figuren sein geschultes Auge.
Sie ließen das Hotel zu rechter Hand liegen und schlenderten die Fußgängerzone mit den kleinen Geschäften entlang. Am großen Rathaus, das gleichzeitig noch ein Museum war, bogen sie links in eine Straße ein, hier nochmals gleich nach rechts in eine kleine Gasse. Der Mann folgte ihnen, unauffällig, wie es dem Mann wohl erschien.
Dem aufmerksamen Auge der drei Verfolgten entging er jedoch nicht.
„Wir hatten recht“, sagte Amanda. „Er gehört bestimmt zu den Grauen.“
„Aus diesem Grunde sollten wir vorsichtig sein. Unsere Freunde wurden von ihnen ermordet. Was sagte Nikos denn?“, erkundigte sich Nick.
„Er schickt gleich einen ganzen Trupp los. Sie können in ein paar Stunden hier sein. Bis dahin sollen wir uns ruhig verhalten und nichts riskieren“, sagte Duncan.
„Tun wir das?“, fragte Amanda mit einem verschmitzten Lächeln.
„Aber sicher“, antwortete Duncan. „Wir verhalten uns ganz ruhig beim Observieren.“
Nick Wolfe nickte zustimmend. Nichts anderes hatte er von dem Highlander erwartet. „Dann kehren wir ins Hotel zurück und ziehen uns um. Unseren Schatten werden wir anschließend unauffällig los.“
Damit war Duncan einverstanden. Bis zum Hotel mussten sie nicht weit gehen. MacLeod holte seinen Koffer aus dem Mietauto und ging zusammen mit Nick und Amanda ins Hotel, um sich einzuchecken. Sein Zimmer stellte sich als großzügig und luxuriös heraus. Nicht umsonst war das Hotel das beste Haus am Platz.
Er zog sich ganz stilecht eine schwarze Jeanshose und schwarzen Pullover an. Sein Schwert verstaute er in der unauffälligen weichen Scheide, die er sich auf den Rücken schnallte. Genauso wie es seine beiden Freunde taten. Unten, in der Hotellobby trafen sie sich wieder.
Sie benutzen Nicks Auto, einen kleinen unauffälligen weißen Opel Corsa, den es hier zuhauf gab. Damit fielen sie weniger auf, als mit Duncans teuerem BMW. Amanda kannte sich in der Kleinstadt schon gut aus und fuhr kreuz und quer durch die Stadt. Schließlich fiel ihnen das Verfolgerauto auf, auch wenn immer einige Autos zwischen sich und ihnen ließen.
„Wir müssen ihn abhängen“, sagte Nick nach einem weiteren Blick in den Rückspiegel.
„Ich weiß auch schon wo“, meinte Amanda, und schon bog sie in eine kleine Nebenstraße ein, die in Kurven den Berg hoch führte. Oben lenkte sie den Wagen in einen Waldweg hinein, auf dessen linker Seite man einen fantastischen Blick auf die umliegende Bergkette des Mittelgebirges hatte. Im Tal konnte man die malerisch gelegene Stadt erkennen.
Blitzschnell bog Amanda in einen weiteren Seitenweg ein und hielt den Wagen hinter einer Kurve an. Der Verfolgerwagen bog inzwischen auch schon in den Waldweg ein. Hier hatte er keine Möglichkeit mehr, sich hinter anderen Fahrzeugen zu verstecken. Trotzdem schien er nicht gewillt zu sein, seine Verfolgung abzubrechen.
Als er um die Kurve bog, stand MacLeod mitten auf dem Waldweg. Der Mann trat erschrocken auf die Bremse und kam leicht ins Schleudern. Er war jedoch ein guter Fahrer und brachte den Wagen gleich wieder unter seine Kontrolle. Nur wenige Zentimeter vor einem großen Baum, brachte er den Wagen zum Halten. Sofort war Nick zur Stelle und riss die Fahrertür auf und zerrte den Mann aus dem Wagen.
„Was soll denn das?“, rief er mit ängstlicher Stimme. „Wenn das ein Überfall ist, dann muss ich sie enttäuschen. Ich habe kein Geld.“
„Ihr Geld interessiert uns nicht. Warum verfolgen Sie uns?“, fragte Duncan mit harter Stimme.
„Verfolgen? Ich? Sie? Das muss ein Irrtum sein. Warum sollte ich Sie denn verfolgen, mal abgesehen davon, dass Ihre Begleiterin eine wahre Augenweide ist.“
„Stellen Sie sich nicht dumm!“, rief Amanda. „Sie saßen schon im Café nur ein paar Tische von uns entfernt und haben uns beobachtet. Dann sind Sie uns zum Rathaus gefolgt und nun den Berg hoch. Wie erklären Sie sich das?“
„Als einen großen Zufall. Ich sitze oft im Café, besuche das Rathaus oder fahre hier herauf.“
„Ach ja! Und ich bin der Kaiser von China!“, sagte Nick. Er packte den Mann an der Jacke und zog seinen Ausweis heraus. „Michael Mertens, von Beruf Vertreter. Was vertreten Sie denn? Eine Gruppe, die sich Graue nennt vielleicht? Reden Sie schon, Mann! Oder soll ich es aus ihnen herausprügeln?“
Nick machte Anstalten auf ihn einzuschlagen, wurde von Duncan aber im letzten Moment zurückgehalten.
„Nick hier ist etwas jähzornig“, versuchte er dem Mann zu erklären.
„Was soll das werden? Guter Cop, schlechter Cop? Sind wir hier in einem billigem Film oder was?“
„Nun gut“, sagte Duncan und zog blitzschnell sein Schwert und hielt es dem Mann an die Kehle. „Wie ist das nun?“
Der Mann wurde kalkweiß und rief: „Stecken Sie das Schwert weg. Ich soll sie nur beobachten und dann Bericht erstatten.“
„Wem Bericht erstatten?“, fragte Nick.
„Ich kenne ihn nicht. Er sprach mit an und gab mir eine Telefonnummer.“
„Die alte Leier“, meinte Amanda.
„Ja, und deshalb sorgen wir dafür, dass er uns nicht folgen kann.“
Mit diesen Worten schlug Duncan zu und der Mann fiel bewusstlos zu Boden.
„Was machen wir nun mit ihm?“, fragte Nick.
„Fesseln und in den Kofferraum seines Autos sperren. Dann fahren wir dort hin, wo wir eigentlich hin wollten. Bis er gefunden wird vergehen bestimmt einige Stunden und bis dahin sollte auch unsere Verstärkung hier sein.“
Damit waren die anderen beiden einverstanden.


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Impressum:

GdN #57 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN #57 erscheint im September 2007.
Umfang: 40 Seiten - Auflage: 65 Exemplare - Einzelpreis: 2,50 € plus 1,20 € Versand
Text: Monika Abt / Illustrationen: Thomas Bilat

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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Letztes Update dieser Seite am 10.09.2007