Geschichten der Nacht # 69

PERRY RHODAN

Das eroberte Leben I

"PERRY RHODANS SOHN"

Ein Michael Rhodan-Roman
aus den Zyklen
MATERIA / Die solare Residenz

von
Angelika Rützel
("Vivian v. Avalon")

Titelbild:
Norbert Schneider

Mai 2016

GdN 69 Perry Rhodans Sohn - Tibi-(c) Norbert Schneider

Torric, der Herr der Zeiten, ist seine Vergangenheit.
Doch was ist die Zukunft Michael Rhodans?

Zum Inhalt :

Wir schreiben die Jahre 1290-1300 NGZ.
Michael Rhodan, Perry Rhodans zweiter Sohn, und sein Vater kämpfen beide ihren bisher schwersten Kampf: für dasselbe Ziel und doch nicht gemeinsam.
Michael war über 50 Terra-Jahre Torric, der Herr der Zeiten, und hat in den für ihn realen 200 Jahren Schreckliches getan. Ärzte haben ihm nun in der Spezialklinik Kuntami auf Mimas den Konditionierungschip Shabazzas entfernt.

Mit grausamen Folgen für Michael:
Ihm ist plötzlich bewusst geworden, was er den Völkern der Galaxis Puydor angetan hat. Seine Seele muss in einem langen Heilprozess gesunden, sonst wird er zerbrechen an den Untaten, die er begangen hat.

Kann ihm Perry Rhodan dabei behilflich sein?
Vater und Sohn sind von den gleichen charakterlichen Eigenschaften geprägt, gehen aber unterschiedliche Wege für ihr gemeinsames Ziel, Gefahren von der Menschheit abzuwenden. Sein Vater möchte ihm zur Seite stehen, von ganzem Herzen, doch das Verhältnis der beiden ist belastet: Wie oft, wenn Michael seinen Vater gebraucht hatte, kam der zu spät oder war aufgrund seiner Aufgabe, der Menschheit zu helfen, nicht da.

Chance auf ein besseres Verständnis füreinander oder der Bruch für immer?
Die Antwort finden beide bei Reisen in ihre Vergangenheit..


Der 69. Band unser Romanreihe "Geschichten der Nacht" ist das Romandebut im TCE für Angelika Rützel. Das Perry Rhodan-Fandom kennt sie bereits als Autorin der Nr. 16 der PRFZ-Fanedition: "Der Weg der Bewährung".

Die Autorin über sich:
Jahrgang 1954, geboren im Zeichen der Jungfrau mit Aszendent Steinbock.
Perry Rhodan-Leserin mit Unterbrechungen seit EA 262, schrieb schon als junges Mädchen kleine Geschichten über ihre Helden.
Psychologie-Studium in Kiel, wohnt in Heide (Schleswig-Holstein) und ist im Westküstenklinikum angestellt.
Erste Veröffentlichungen im PR-Fan-Bereich 2014, seit 2015 im schreibenden Team des TCE.
Schreiben ist für sie schon mehr als nur Hobby.“

HINWEIS: Der 2. Teil dieser Erzählung ist als Geschichte der Nacht 70 unter dem Titel "Der neue König der Freihändler" im Dezember 2016 erschienen.


Leseprobe:

Vergangenheit - Militärische Ausbildung bei der USO

Michael saß auf dem Pilotensitz des Moskito-Jägers und wartete auf die Startfreigabe. Die Schaltungen waren auf Ein-Mann-Betrieb umgestellt worden.
Auf der Startbahn neben ihm wartete David in seiner Maschine. Major Hawkins hatte wie angekündigt ihre Ausrüstung persönlich überprüft und auf erhöhten Sicherheitsvorkehrungen bestanden.
Obwohl die Kanzel der Raumjäger druckfest war, trugen er und sein Kontrahent zusätzlich dicht schließende Sauerstoffmasken, die ein wenig an die Masken altterranischer Jagdflieger erinnerten.
Michael mochte nicht gerne über die Maske atmen, aber er hatte sich den Anweisungen des alten Ingenieurs gefügt, weil sie sehr vernünftig waren.
"Die Waffensysteme sind blockiert, außer den Notfalleinrichtungen", ertönte Hawkins' Stimme im Funkempfänger. "Außerdem möchte ich nichts von einer ‚versehentlichen Umgestaltung der historischen Felsformation' hören."
"Klar, Sir."
"Klar, Sir." Die Bestätigung von David kam einen Sekundenbruchteil später als die von Michael.
Beide Piloten hoben die rechte Hand zum Zeichen, dass sie startbereit waren.
"Achtung, Start erfolgt in 30 Sekunden", gab eine modulationslose Robotstimme bekannt.
Michaels Hände wurden feucht. Er konzentrierte sich, zählte in Gedanken die Sekunden rückwärts mit.
Auf das Freigabesignal gab er Gas, fegte mit höchstzulässiger Geschwindigkeit über die Piste und zog die Maschine hoch, gleichzeitig mit David neben sich. Sie flogen in der vorgeschriebenen Höhe über Terrania-City hinweg. Ihre Route hatten sie sich vorher genau angesehen und festgelegt. Es kam beiden darauf an, vorerst nicht aufzufallen. Deshalb überflogen sie die terranische Hauptstadt im genehmigten Flugkorridor und lenkten ihre Maschinen dann nach Osten, über den Pazifischen Ozean.
Michael hatte nur einen flüchtigen Blick für die Skyline von Terrania, so sehr sie ihn auch sonst faszinierte.
Es war die Stadt, in der er geboren und aufgewachsen war, die er liebte, genau wie die Erde!
Jetzt bereitete er sich innerlich schon auf die Auseinandersetzung mit David vor. Das Überfliegen des Pazifischen Ozeans war für ihn nur ein Einfliegen vor einer großen Herausforderung. Obwohl sie ein gemäßigtes Tempo einhielten und Flügel an Flügel nebeneinander herflogen, waren sie schon nach knapp einer Stunde über dem nordamerikanischen Kontinent. Sie flogen über den Terminator, die Grenze zwischen Tag und Nacht. Der Nachtflug bereitete Michael keine Probleme. Die Instrumente lieferten ihm erstklassige Infrarotbilder. Auf dem Bildschirm erkannte er alles, als ob es taghell wäre; jede Einzelheit wurde gestochen scharf dargestellt.
Sie überflogen die Westküste des amerikanischen Kontinents in der beginnenden Dämmerung. Bis jetzt passte alles ...
Seite an Seite flogen sie ihre geplante Route ab. Einvernehmlich hatten sie sich darauf verständigt, vorher die Lage zu sondieren. Sie wollten unliebsame Überraschungen ausschließen. Überhaupt hatten sie die Absprachen sehr schnell und in seltener Übereinstimmung getroffen.
Sie flogen direkt gegen die aufgehende Sonne. Michael justierte die Filtereinstellungen der durchsichtigen Pilotenkanzel entsprechend und schob das Sonnenschutzvisier seines Helmes vor die Augen. Sofort sah er alles in einem milden, aber blendungsfreien Grau.
Die Flügel der Maschinen berührten sich fast, als die auf ihren Antigravpolstern bewegungslos in der Luft hingen, über dem abgesprochenen Startpunkt.
Ein paar kurze Eingaben, dann war Michaels Positronik mit der seines Gegners gekoppelt.
"Adler an Falke", funkte er David auf dem abgeschirmten Kanal an. "Hast du auch die Touristengruppe auf der Aussichtsplattform gesehen?"
"Ja", sagte David, "wird schon nichts passieren in der vereinbarten Höhe."
"Trotzdem. Ich bin dafür, dass wir in diesem Bereich höher gehen."
David brauchte ein paar Sekunden für die Antwort. "Okay", gab er dann nach. "Gerne nicht, aber du hast recht. Wir dürfen kein Aufsehen erregen. Ich möchte mich nicht danach beim Alten persönlich melden müssen."
"Ich auch nicht", ergänzte Michael. Er fühlte einen kalten Schauer bei dem Gedanken, dass Atlan etwas hiervon erfahren könnte.
"Außerdem lehne ich es ab, Unbeteiligte zu gefährden. Das hier geht nur uns beide etwas an."
David antwortete nicht mehr.
"Start in drei Minuten", gab die Posi­tronikstimme bekannt.
Michael versuchte sich nur noch auf den bevorstehenden Flug zu konzentrieren. In Gedanken ging er noch einmal die Route durch. Trotzdem kamen ihm die drei Minuten unendlich lang vor.
Der schrille Summton, der den Start ankündigte, schreckte ihn regelrecht auf. im gleichen Sekundenbruchteil schalteten die Positroniken auf manuelle Steuerung um.
David ließ seinen Jet mit Vollschub losrasen. Michael folgte ihm etwas gemächlicher. So konnte er den Jet mit der gleichen Geschwindigkeit in die erste Schlucht hineindrücken. David musste abbremsen und verlor dadurch die Führung. Michael zog leicht an ihm vorbei.
Er grinste unterdrückt. Das war der erste Fehler seines Gegners gewesen. Nun war er eiskalt und sah nur noch den Wettflug, den er unbedingt gewinnen wollte.
David holte schnell wieder auf, kam ihm gefährlich nahe. Michael musste ausweichen, wenn er mit seinem linken Flügel nicht die andere Maschine touchieren wollte. Stattdessen streifte Michaels rechter Flügel ganz kurz eine Felswand. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, den Jäger, der anfing zu trudeln, abzufangen.
Erste Etappe – geschafft, dachte er kalt und emotionslos. Er fühlte sich wie in einem realen Kampfeinsatz. Dass es um eine verrückte Mutprobe ging, hatte er völlig verdrängt.
Weiter ging es dem Lauf des Colorado-River nach. Hier konnten sie wieder nicht nebeneinander fliegen, also versuchte jeder, den Einflug in das Flusstal als erster zu erzwingen. Michael entschied dieses kleine Zwischenduell für sich. David musste seinen Moskito zurückziehen, wenn er nicht an den Felsen zerschellen wollte.
Gut so ... Ein Sonnenblitz der aufgehenden Sonne durchschlug den Sichtschutz vor Michaels Augen. Für Sekundenbruchteile war er geblendet.
Mist, dachte er wütend, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. Er erinnerte sich an das, was Atlan selbst ihm beigebracht hatte: Sobald du deine Gefühle nicht mehr im Griff hast, bist du beim Fliegen schon so gut wie tot.
Hinter sich hörte er das wilde Aufheulen des anderen Triebwerks. David konnte ihn in dem engen Flusstal nicht überholen, versuchte aber Druck von hinten aufzubauen, um ihn zu unüberlegten Flugmanövern zu verleiten. Also hatte auch er sich seine Taktik zurechtgelegt.
Trotzdem wirst du mich nicht bekommen. – Beherrschung!, rief er sich gleich darauf wieder zur Ordnung.
Beim Wasserfall wurde es noch enger. Michael legte die Maschine auf die Seite, streifte mit dem Flügel das tosende Wasser. Gischt wurde aufgewirbelt, hoch über die transparente Kuppel. Wieder sah er kurzfristig nichts, weil auch die Außenkameras nur Wasserfontänen zeigten.
Dann war er durch. Unwillkürlich atmete er auf. Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust.
Möchte nicht wissen, wie jetzt mein Blutdruck ist ...
Weiter ging es durch die nächsten zerklüfteten Schluchten. Immer noch war es zu eng zum Überholen. Teilweise mussten sie ihre Maschinen sogar auf die Seite legen, um überhaupt durchzukommen, ohne an die Felsen zu rasen.
Dann erweiterte sich die Schlucht. Innerhalb des Flusses, auf einer Insel, stand das berühmte Felsmonument, ein altes Heiligtum der indianischen Ureinwohner Nordamerikas.
Michael zwang den Jäger in die Kurve um das Monument. Immer wieder ließ er die Maschine hin- und herschaukeln, um David keine Gelegenheit zum Überholen zu geben.
Wasser spritzte hoch, als er leichtsinnig tief flog, dabei die Maschine wieder auf die Seite legte, um den Luftwiderstand zu minimieren.
Dann verließ ihre geplante Route den Flusslauf. In der nächsten Schlucht musste er abermals hochziehen, die Felswände waren viel höher als in dem Tal. Er zog so schnell hoch, dass alles vor seinen Augen verschwamm, ihm urplötzlich schwindlig wurde und ihm die Sinne zu schwinden begannen.
Plötzliche Todesangst ging mit würgender Übelkeit einher. Er sah die Felswand direkt auf sich zurasen.
Da reagierte die Notfallautomatik der Maske auch schon und erhöhte die Sauerstoffzufuhr.
Michaels Blick klärte sich wieder, die Übelkeit ließ sofort nach. Gewaltsam riss er den Jäger in einer steilen Kurve nach oben, ganz knapp über die Felswand hinweg.
Aufatmend erkannte er, wie richtig die Anweisung von Major Hawkins gewesen war. Eine Ohnmacht konnte er sich nicht leisten. Und er war sehr kurz davor gewesen. Ihn schauderte und er zitterte immer noch, als er daran dachte, wie kurz vor einem Absturz, den er gar nicht hätte überleben können, er doch schon gewesen war..


Bestellen kannst du GdN 69 ab 25. Mai online hier.


Impressum:

GdN 69 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN 69 erscheint im Mai 2016.
Umfang: 124 Seiten - Einzelpreis: 6,00 € (für Clubmitglieder 5 €) plus 1,50 € Versand im Inland
Text: Angelika Rützel / Titelbild: Norbert Schneider

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Letztes Update dieser Seite am 19.12.2016