Grey Edition # 7

"Die ungeliebte Tochter Gottes"

Die vielen Gesichter der LILITH

Cover Grey Edition #7 (Cover copyright bei Gerhard Börnsen)

 

I N H A L T:

SACHLICHES:

  • Lilith, die erste Frau Adams ... oder „Zickenterror“ im Paradies (Andy "Lumpazie" Schmid)
    • Die Geschichte von Lilith
    • Liliths Aussehen und Ursprung
    • Liliths Verbannung aus der Bibel
    • Lilith in der Fantasy
    • Lilith in der Comic-Szene
    • Lilith - Multimedial
    • Lilith, die Göttin der Nacht - eine echte Eden?
  • Lilith und Adam (Christiane „Wintermute“ Lieke)
  • Die Mutter der Dämonen im dualen Verhältnis zum Stammvater der Menschen
  • Lilith und der Koran - Frauen und Dämonen in der islamischen Schöpfungsgeschichte (Christiane „Wintermute“ Lieke)
  • Lilith als „Die Königin von Smaragd“ (Christiane „Wintermute“ Lieke)

STORIES:

  • Lilith – Am Hofe der Königin (Christiane „Wintermute“ Lieke)
  • Lilith – Begegnung in STARGATE ATLANTIS (Monika "Selana" Abt)

MUSIC HALL (Joachim "Joe" Kutzner)

  • „I’m a bitch“ – Lilith in der Musik
  • GIORA FEIDMAN: "Lilith– Neun Gesänge der dunklen Liebe" (nach biblischen Szenen des Alten Testaments)
  • MEG HUTCHINSON: „Lilith“
  • BJÖRK: „Lilith“
  • THOMAS KUGLER: „Lilith– The Rock Opera“
  • VIRGIN STEELE: „Visions of EdeN - the Lilith Project“
  • SATARIEL: „Lady Lust Lilith“
  • UNTOTEN: „Lilith“
  • INKUBUS SUKKUBUS: „Heart of Lilith“
  • Das LILITH FAIR-Musikfestival: „Building a Mystery“

INTERVIEW

  • „Sagen Sie mal, Lilith“ ( fiktives Interview von Uwe Birnstein)

Worum geht es eigentlich bei dieser Thematik?

Im Dezember dieses Jahres ist nach langer Zeit wieder einmal eine Grey Edition-Ausgabe erschienen. Als Thema haben wir nach einer Idee von Andy Schmid gewählt:

Lilith, die erste Frau Adams

Nun wird sich der eine oder andere von Euch wundern: Hieß die Frau Adams nicht Eva?
Richtig - allerdings hatte Adam vor Eva eine Frau, nämlich Lilith.
Aus der Bibel wurde diese jedoch schlicht herausgekürzt, anders als im jüdischen Talmud:

"Die jüdische Mythologie berichtet die Schöpfungsgeschichte etwas anders als die Bibel:
Am Anfang schuf Gott Adam und Lilith. Beide waren gleichberechtigt.
Als sie nun daran gingen, den Schöpfungsauftrag zu vollziehen (sprich: das Zeugen von Kindern), kam es zum Streit zwischen Adam und Lilith.
Adam wollte, das sich seine Frau in der Missionarsstellung begatten lies, sie sollte unten liegen. Damit war Lilith aber überhaupt nicht einverstanden. Ihrer Meinung nach verkörperte sie dann symbolisch die Erde aus der die Menschen geschaffen wurden und Adam wäre der Himmel, also das göttlich Lebensspendende. Sie wollte bei der Liebe oben auf sein. Das rief natürlich den Zorn Adams hervor. Doch Lilith weigerte sich.
Voll Wut schwang sie sich in die Lüfte und floh ans Rote Meer.(was impliziert, das sie Flügel hatte). Sofort beklagte sich Adam über sein Weib bei Gott. Dieser schickte drei Boten zu Lilith, um sie zur Rückkehr zu Adam aufzufordern. Sonst werde sie bestraft.
Lilith aber wollte nicht mit einem Mann zusammenleben, der sie nicht als Gleichgestellte behandelte, und sie beschloss, dort zu bleiben, wo sie war.
Daher beschloss Gott, Adam eine neue Frau an die Seite zu stellen - er schuf aus einer Rippe Adams Eva.
Lilith fiel jedoch wegen ihres Zorns in Ungnade.

So wurde der Mythos um Lilith geboren.
Ihr Symboltier ist die Eule (Dunkelheit, Nachttier).
Durch den Bruch mit Adam wird Lilith zur Leitfigur der Dunkelheit - während Adam den Tag (Sonne) darstellt, ist Lilith das Symbol der Nacht (Mond).
Da Lilith nicht vom Sündenfall betroffen ist (also nicht an Frucht der Erkenntnis genascht hat), hat sie sich ihre Unsterblichkeit bewahrt.

Fortan galt sie in der Mythologie als Dämonin, welche sich unentwegt mit Dämonen paarte und täglich einhundert dämonische Kinder gebar, die Männer verführt, ihnen das Sperma und die Männlichkeit raubt, Schwangere gefährdet und Säuglinge tötet. Besondere Gefahr droht in der Nähe von Ruinen und wüsten Orten, wo sie zusammen mit den Feldgeistern Se'irim ihr Unwesen treibt.
Sie wird auch als Hure verstanden und später die Gattin des Satan, Prinzessin der Hölle.

Der Hintergrund der Lilith-Mythologie dürfte aus der Zeit der israelischen Gefangenschaft in Babylon stammen und so Eingang in die jüdische Mythologie gefunden haben. Somit ist der Ursprung Liliths in den frühen bekanntesten Kulturen der Menschheitsgeschichte zu suchen, in den mesopotamischen und sumerischen Hochkulturen.
Lilitu - Das Bumey-Relief Aus dem sumerischen, babylonischen Kulturkreis stammt wohl auch die älteste Darstellung Liliths:
Ein sumerisches Teracottarelief (als "Bumey Relief" nach Sydney Bumey benannt), welches ungefähr auf 2000 vor Christus datiert wird.
Es zeigt Lilith als verführerische Frau mit Vogelkrallen, welche sich auf zwei Löwen stützen, und Flügeln.
Rechts und links neben den Löwen sind zwei Eulen dargestellt, das Symboltier Liliths, welches sowohl einerseits seit altgriechischen Tagen die Weisheit verkörpert, andererseits, da es ein Nachtwesen ist, als Todesbote gilt.
In den Händen trägt die mutmaßliche Lilith einen Stab und einen Ring, einerseits Symbol der Gerechtigkeit, andererseits archetypische Symbole für Penis und Vagina/Uterus.
Da ihre Flügel nach unten hängen, interpretiert man sie als eine Göttin der Unterwelt. Natürlich ist nirgendwo beurkundet, das es sich bei der auf dem Relief dargestellten Gestalt tatsächlich um die genannte Wesenheit handelt, doch aufgrund der Symbolik lässt es sich vermuten ...
Im Gegensatz zu Eva ist Lilith viel maskuliner, größer und männlicher gebaut ..."

(aus Paradise 64 - © Andy "Lumpazie" Schmid)


Soweit eine erste Information zu den geschichtlich-mythischen Hintergründen der Figur "Lilith".
Viele Informationen mehr dazu haben Andy Schmid in seinem Leitartikel und Christiane Lieke in "Lilith und Adam" zusammengestellt.
Christiane spannt den Bogen sogar noch weiter:
Sie hat den Koran untersucht und Hinweise auf Lilith und Namaah, eine dritte Frau im Garten EdeN, gefunden.
In ihrem dritten Artikel versucht sie zu belegen, dass Lilith auch die legendäre "Königin von Smaragd" = Königin von Saba gewesen sein könnte.

Andys Lilith - (c) Andy Schmid Lilith ist aber weit mehr als das im Laufe der Geschichte geworden:

Als "Mutter aller Dämonen" hat die erste Frau Adams Einzug in die zeitgenössische Horror-Phantastik und Fantasy gefunden. (Die erfolgreichen Comicserien "Vampirella" und Romanserien "Vampira" (BASTEI) seien nur als Beispiel genannt.)

Christiane und Monika Abt haben sich selbst an Kurzgeschichten über Lilith versucht:
Wintermute (Christies Pseudonym im TCE) stellt uns in "Lilith - Am Hofe der Königin" einen Sohn Liliths vor, der seine Mutter in Satans Reich besucht, hier ihre lange Geschichte erfährt und am Ende seine wahre Bestimmung durch die Begegnung mit seinem gefürchteten Bruder  Aschmodai findet.
Selana (Monikas Pseudo) dagegen hat in ihrer Story Lilith in das Universum der erfolgreichen TV-Serie "Stargate Atlantis" entführt.

Die MUSIC HALL ist eine beliebte Sparte in unserem Clubfanzine Paradise, die von Joachim Kutzner (Joe) seit Jahren betreut wird. Auch er ist bei der Suche nach Spuren von Lilith in der Musik fündig geworden und stellt in einem Music Hall-Special verschiedene Musikprojekte vor:
Die dunkle Seite Liliths findet sich, was nicht sehr verwunderlich ist, besonders häufig im Metal-Genre. Gruppen, die sich der "Dark Lilith" angenommen haben, sind hier VIRGIN STEELE, SATARIEL, UNTOTEN und INKUBUS SUKKUBUS.
Der anderen, lichteren Seite Liliths begegnen wir in Songs der Isländerin Björk und der jungen amerikanischen Folksängerin Meg Hutchinson. Der weltberühmte jüdische Klarittenist Giora Feidman hat auf den Bayreuther Festspielen in beeindruckender Weise mit jungen Nachwuchskomponisten eine Lilith-Oper eingespielt: "Neun Gesänge der dunklen Liebe". Dagegen muss man "Lilith - The Rock Opera" des Kaliforniers Thomas Kugler leider als missraten ansehen.
Lilith Fair 1997 - DVD-Screenshot Das Highlight dieses MH-Specials aber ist die Vorstellung der LILITH FAIR-Musicfestivals, die (nicht nur) in Nordamerika in den späten 90er Jahren für Furore gesorgt hatten.
Sarah McLachlan hatte, etwas flapsig formuliert, die Nase voll von bestimmten, die männliche "Konkurrenz" bevorzugenden Regeln des Musikgeschäftes und organisierte von 1996-1999 vier Konzerttourneen durch die USA und ihr Heimatland Kanada, bei denen alleine Frauen die "Frontwomen" waren. Sie wählte den Namen "Lilith Fair", weil sie durch ihre Freundin und Kollegin Paula Cole die Geschichte Liliths gehört hatte. Und für sie stand Lilith fortan als Vorbildfigur für eine starke, emanzipierte Frau, die ihren eigenen Weg geht. - Die Festivals wurden ein Riesenerfolg und waren für viele Stars, die heute die Musikszene beherrschen, ein Trittbrett.


Das Fanzine ist reich bebildert, sowohl mit eigens für diese Grey Edition-Ausgaben erstellten Zeichnungen von unseren beiden Gastzeichnern Daniela Kufner und Gerhard Börnsen (danke, ihr beiden!!!) sowie Christiane und Andy vom TCE selbst, als auch mit Bildern anderer Künstler aus allen Jahrhunderten.


Erste Reaktionen aus dem Club:

Wintermute:

Vielen Dank für die große Büchersendung, die heute angekommen ist. Die farbigen Illustrationen in dem Lilith-Band sind natürlich klasse. Ich muss wirklich zugeben, dass die Zines mittlerweile ein derartig hohes Niveau erreicht haben, dass sie professionellen Druckwerken in keiner Weise nachstehen. Ein Verlag könnte Bücher kaum besser produzieren.

Prospero:

Ich hatte sie auch schon in meinem Blog angepriesen. ;-). Nochmal großes Lob an die Macher - das Teil ist wirklich klasse, faszinierend, informativ und vor allem wirklich gut gemacht.
(Und dass Inkkubus Sukkubus eine nette Band ist - ja, Neo-Paganism, ich weiß, ich weiß, aber musikalisch sind die gut - wusste ich ja schon vorher. Außerdem haben sie einige Songs unter einer CC-Lizenz veröffentlicht... Bye the way: Ich vermute mal stark, dass sich aus diesen Kreisen auch durchaus ein Teil der Käufer rekrutieren wird...)


Impressum:
Grey Edition 7
Die ungeliebte Tochter Gottes - Die vielen Gesichter der Lilith
ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
Grey Edition 7 ist am 18.12.2007 erschienen,
Umfang: 132 Seiten; Auflage: 51 Exemplare; Preis: 6,50 €  plus Versand
© Cover: Gerhard Börnsen, Backcover: Andy Schmid -  Gestaltung: Joe Kutzner

In unserem Online-Shop könnt Ihr das Fanzine direkt bestellen.
oder auch über unseren Kontakter.


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Letztes Update dieser Seite am 05.02.2007