In der Wirklichkeit sind wir Menschen noch nicht ganz
soweit mit einem bemannten Raumschiff zum Mars fliegen zu können.
Unbemannte Sonden müssen die ersten Erkundungsgänge für
uns übernehmen. Eine Mehrzahl der Wissenschaftler, die sich mit
dem Mars beschäftigen, ist heute davon überzeugt, dass es
in ferner Vergangenheit riesige Wasservorkommen auf dem Planeten gegeben
haben muss. An den Polen sind sie mittlerweile tatsächlich nachgewiesen
worden. Nun will man die Erforschung vertiefen, auch nach unterirdischen
Quellen suchen wie Seen oder gar Flüssen, Gletschereis oder Permafrostgebieten
wie in Sibirien.
Dazu hat die Europäische Raumfahrtbehörde ESA eine erste
eigene Mission innerhalb von nur fünf Jahren auf die Beine gestellt,
die ziemlich zeitgleich mit dem Erscheinen dieser PARADISE-Ausgabe
gestartet wird:
MARS EXPRESS & BEAGLE-2
MARS
EXPRESS ist der Satellit der Mission, der mindestens ein
komplettes Marsjahr (was etwa zwei Erdjahren entspricht )auf einer
polaren Umlaufbahn den Roten Planeten beobachten wird.
Mit sieben Instrumenten ist er bestückt, die mit einer nie zuvor
erreichten Genauigkeit die Atmosphäre, die Oberfläche und
die ersten Schichten darunter abtasten werden. Aus Deutschland stammt
die hochauflösende Stereo-Kamera HRSC , die reliefartige dreidimensionale
Farbfotos der Marsoberfläche aufnehmen kann. Die Italiener steuern
ein Radargerät bei, welches mit seinen Messstrahlen bis tief
unter die Oberfläche des Planeten vordringen kann. Aus Frankreich
und Schweden stammen Spektrometer für verschiedene Wellenlängenbereiche.
HRSC (High-Resolution Stereoscopic Camera)sollte eigentlich wie andere
Geräte, die jetzt dabei sind, bereits bei der russischen Marsmission
von 1996 zum Einsatz kommen. Durch einen Fehlstart der SOJUS-Rakete
versank die Marssonde jedoch damals im Pazifischen Ozean.
Ganz umsonst war die Mission dennoch nicht; die Baupläne existierten
ja noch und auch sonst profitierte die ESA von den Erfahrungen aus
diesem Unglück und konnte so die Entwicklungszeit und -kosten
erheblich reduzieren.
Aber auch, indem Techniken verschiedener Missionen parallel benutzt
werden (siehe z.B. die ROSETTA-Kometenmission).
Auch an den Startkosten konnte eingespart werden.
Inzwischen ist nämlich die FREGAT-Oberstufe des SOJUS-Trägers
einsatzfähig. (siehe Science "Porträt
der DASA" in Para #39)
Um noch mehr Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, hat
die Europäische Raumfahrtagentur den Bahnverlauf der Raumsonde
so gewählt, dass auch der Marsmond PHOBOS untersucht werden
kann.
Die Sonde wird vom Weltraumoperationszentrum ESOC in Darmstadt kontrolliert
und gesteuert.
So wird MARS EXPRESS mit geschätzten 150 Millionen € die ‚billigste‘
Expedition werden, die jemals zum Mars aufgebrochen ist.
Man ‚musste‘ sich auch ein wenig mit der Entwicklung
sputen (deshalb der Beiname Express), da sich im Juni diesen
Jahres ein besonders günstiges Startfenster für einen Raumflug
zum Mars bietet. So günstig, dass der Orbiter bereits nach sechs
Monaten den Mars erreicht haben und die ersten Fotos zurück zu
uns auf der Erde schicken wird. Ein Weihnachtsgeschenk der besonderen
Art an die Menschheit ...
Am 2. Juni ist um kurz vor Mitternacht (23:45 Ortszeit,
19:45 MEZ) die Sojus-Fregat-Rakete vom Baikonur Kosmodrom in Kasachstan
erfolgreich gestartet und hat Mars Express auf seinen langen Weg zum
Roten Planeten gebracht.
Die ESA möchte den Mars aber nicht nur aus der
Ferne beobachten, sie möchte ihn auch ‚betreten‘. Dazu ist der
Roboter BEAGLE-2 mit an Bord, ein rein britisches
Produkt.
Er trägt einen berühmten Namen, denn mit einem Schiff gleichen
Namens umsegelte im 19. Jahrhundert der berühmte englische Biologe
Charles Darwin die Welt um Beweise für seine Evolutionstheorie
zu finden, die ihn letztendlich auch nach Galapagos führte.
Beagle-2 soll auf dem Mars mindestens ein halbes (Erd-)Jahr gezielt
nach Leben, genauer nach Spuren organischen Lebens forschen. Landen
soll er selbständig in der Ebene Isidis Planitia nördlich
des Äquators. Dort wo das ältere, von Kratern übersäte
Hochland des Südens an das geologisch jüngere, flachere
Tiefland des Nordens grenzt.
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Der Landeanflug von Beagle 2 ...
Erst am Fallschirm hängend und dann hüpft der Roboter
wie ein Flummiball in seiner weichen Hülle mehrmals auf
dem Boden auf, bis er zur Ruhe kommt und sich die Solarzellenflächen
aufklappen
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BEAGLE-2 ist gelandet,
der Robotarm mit den Sensorinstrumenten ausgefahren und die
Solarzellenflächen zur Stromversorgung ausgeklappt.
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Nun geht es an die Untersuchung des Mars ... wird BEAGLE-2
organisches Leben finden?
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Superman würden die Fähigkeiten des
Roboters gefallen:
Er hat z.B. vier Augen. Mit den zwei Stereo-Kameras ‚sieht‘ er so
normal wie wir, mit seinen Röntgenaugen (ein Röntgenspektrometer)
kann er sogar das Erdreich durchdringen, mit seinem Mikroblick (ein
Mikroskop)die kleinsten Details erkennen. Er ‚hört‘ mit einem
Windsensor, er ‚isst‘ wie ein Maulwurf (engl. "mole", so
heißt der kleine Spezialbohrer, mit dem der BEAGLE-2 Bodenproben
aus bis zu einem Meter Tiefe entnehmen kann.)und er ‚schmeckt‘ mit
einem Probenanalysator.
Wir warten alle gespannt darauf, ob der kleine Roboter die Fragen
beantworten wird:
Gab es Leben auf dem Mars?
Gibt es gar Leben auf dem Mars?
"Science meets Music Hall" steht oben auf
dieser Seite.
Was das soll, was die Musik bei diesem rein wissenschaftlichen Experiment
zu suchen hat, werdet Ihr Euch vielleicht schon gefragt haben.
Nun, BEAGLE-2 ist ‚very british‘ und die Briten sind stolz
darauf, dass ihr Robot uns an Weihnachten mit einem Song vom
Mars grüßen wird, den eine der bekanntesten britischen
Popgruppen komponiert hat:
Die Idee dazu hatten Bassist Alex James und Drummer
Dave Rowntree.
Ende 1999 wurden BLUR als "Erneuerer des British Pop" in
England gefeiert und die Band wollte zu neuen Horizonten aufbrechen.
Da kam ihnen die Idee einen ihrer Songs zum Mars zu schicken.
Sie wandten sich an Colin
Pillinger, den Leiter des BEAGLE-2-Projektes an der Universität
von Oxford.
Colin war begeistert:
"BLUR haben uns zweifach geholfen: Sie haben für Medienaufmerksamkeit
gesorgt und uns das Erkennungssignal für die Mission geliefert."
Zum Glück galt der Plattenvertrag der Band für das ganze
Solare Sonnensystem J .
2002 ging die Band dann mit Colin ins Studio und komponierte das Stück
"Beagle-2". Anschließend wurde das Stück
in die Software des Mars-Landeroboters eingespeist.
Und dort wartet sie nun...
Damit es keine Missverständnisse gibt:
Dieses Beagle 2 ist NICHT das gleichnamige, auf der Maxi-Single
No distance left to run veröffentlichte Stück.
Ob sich die Band daraus bedient hat, wissen wir erst, wenn der Roboter
auf dem Mars gelandet ist. Soviel hat Alex jedoch bereits schon verraten:
Beagle 2 wird an das - in GB - legendäre Dr. Who Thema
erinnern und die Band hat sich bei der Komposition Elementen aus ihrem
Album "13" bedient.
Nicht, dass Ihr nun zuviel an musikalischer Kreativität
erwartet!
Das Stück basiert nämlich auf einer rein mathematischen
Sequenz von Tönen, der sog. Fibonacci-Reihe (Das ist die Summe
aus einer Reihe von Zahlen, die durch eine feste mathematische Formel
aus der vorher-gehenden Zahl entstehen. Die ersten sechs lauten: 1,
2, 5, 18, 31 ...). Die digitalisierte, in die Robotersoftware eingespielte
Version des Stückes besteht aus gerade mal neun Tönen und
wird uns daher eher an einen poppigen Handy-Klingelton erinnern.Sei’s
drum, nach dem erfolgreichen Abstieg zum Mars wird Robot BEAGLE-2
das BLUR-Stück Beagle 2 über die Relaisstation MARS
EXPRESS zurück zur Erde funken. Und auch danach soll jede Nachricht
von BEAGLE-2 statt dem üblichen Computerkauderwelsch mit
diesem Erkennungssignal beginnen.
Was aber, wenn BEAGLE-2 wirklich Leben auf dem
Roten Planeten entdeckt?
Wie kommt Rockmusik bei den Marsianern an?
Hätte man nicht eher Henry Purcell, Die Beatles oder Tom Jones
wählen sollen?Dave Rowntree sieht das Problem locker:
"Wir können nicht wissen, wie eine freundliche warmherzige
Begrüßung bei den kleinen grünen Marsmännchen
- oder großen roten Marsfrauen - klingt und was als Kriegserklärung
aufgefasst wird, aber ich bin ziemlich sicher: Marsianer mögen
Britpop."
Da bin ich auch sicher ... J
Mehr Informationen über die
Mission:
http://www.beagle2.com
Quellen:
Text: ESA / Flieger Revue 10-2002 / Flug Revue 12-2002
Bilder: ESA