Music Hall Online # 45
 
Eric Burdon
White Burdon's black

Ein Porträt
zum
60.
Geburtstag

Teil 4: 1972-83

Eric Burdon 1966
"I used to be an animal but I'm alright now."

Erinnerungen
Biographisches
1966 THE ANIMALS
1966 Winds of Change
1967 NEW ANIMALS
1969 Break
E.B. & WAR
E.B. & Witherspoon
1972 Down & up
1978 Deutschland
1990 Die I - Band
1994 Hall of Fame
2000 Blue Haze
2001 Heute & morgen

DISCOGRAPHIE
Quellen


1972   Stehaufversuche

Erst wieder im Juli 1973 war Eric Burdon in Europa mit einer eigenen Band im Konzertsaal zu hören.
Doch Eric war nicht mehr der, der er einst gewesen war. Seine Kreativität und ein Großteil seiner stimmlichen Ausdruckskraft waren im Rausch der letzten Jahre verloren gegangen.
Zwei LPs mit älteren Aufnahmen, "Sun Secrets" (1974) und "Stop!" (1975), wurden gegen seinen Willen unter dem Namen ERIC BURDON BAND auf dem Label CAPITOL veröffentlicht, schlechte kaum verkaufte Produkte aus alten Knebelverträgen. Wie sagte ein Bundesliga-Profi vom VFL Bochum einst treffend: "Zuerst fehlte das Glück und dann kam auch noch Pech dazu."
Doch am Boden liegen bleiben, das kannte Eric Burdon nicht; er hatte und hat Stehauf-Männchen-Qualitäten.

Ob es nun konkrete Geldnöte, der Wunsch Eric wieder auf die Beine zu helfen oder ein 'Back-to-the-Roots-can-help"-Denken war, jedenfalls tat Cover "Before we were so rudely interrupted"sich die Originalband THE ANIMALS für insgesamt drei Alben phasenweise wieder zusammen. Der Titel des Comeback-Albums hatte etwas Tragikomisches: "Before we were so rudely interrupted" ("Als man uns so brutal unterbrochen hatte" - 1977). Der erhoffte Erfolg der Reunion blieb aus - der MUSIKEXPRESS zerriss das Album als "weißgetünchten Rhythm&Blues". Die vielgerühmte Schwärze von Erics Stimme habe sich "in milchiges Grau" verwandelt. [Muss ich leider bestätigen - Joe]

Für das im gleichen Jahr erschienene Solo-Album "Survivor" (1977) griff ihm zwar eine internationale Star-Besetzung unter die Arme, u.a. mit dem englischen Bluesvater Alexis Korner, Maggie Bell, seinem alten Weggenossen Ex-NEW ANIMAL Zoot Money, doch auch hier notierte die Kritik zu Recht eine "völlig rigide Schablone; die Musik wurde mit der Brechstange auf die Texte gepfropft" (SOUNDS).


1978   Good old Germany

Eric Burdon wechselte erneut seine Wahlheimat; es war ein erster Schritt zurück zu den Wurzeln seiner Kindheit. Seit 1978, als er im Hamburger Kiez-Lokal Chicago lange nach Mitternacht wilde Rock-Sessions entfesselte, hielt er sich häufig in Deutschland auf. Mit seinem neuen Freund Udo Lindenberg ging er recht erfolgreich auf die RockRevue-Tournee.
Auch versuchte er sich als Filmschauspieler in den von der Kritik nur als "mäßig" beurteilten Filmen "Gibbi Westgermany" und "Comeback". Dabei übersahen viele Kritiker, dass "Comeback" eindeutig autobiographische Bezüge zu Erics Vergangenheit aufwies. Das Material für Film und Soundtrack stammte aus zwei kurz zuvor veröffentlichten Soloalben "The last Drive" und "Darkness, Darkness".
Eric verdiente sich seine Brötchen nun vorzugsweise in Deutschland mit dem, was er in seiner Geburtsstadt Newcastle gelernt hatte: Auftritte in kleineren Clubs und Über-Land-Tingeln, will heißen: mit harter Arbeit.
Anfang der 80er wurde die von mir schon mehrfach erwähnte Autobiographie veröffentlicht:
"I used to be an Animal but I'm alright now"Stand up
Eric beschönigte darin nichts, berichtete von guten wie von schlechten Zeiten. Und seine Fans konnten aufatmen:
"...but I'm alright now "
ist der Status am Ende des Buches.

 

Eric Burdon hatte sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf gezogen. Er war dabei wieder zurück zu seinen Wurzeln finden: der harten Arbeit, den Auftritten in kleineren Clubs, dem Blues, dem Bier und dem englischen Humor. Seine Kreativität hatte er leider verloren - auf immer und wohl deshalb hat er nie mehr zu alter Größe zurückgefunden. Aber er war auf einem guten Weg: ein ausgeglichener Mensch zu werden, der mit dem, was er noch kann, zufrieden ist.
Nur schlüssig, dass sich der Autobiographie eine gleichnamige autobiographische LP/CD anschloss: "I used to be an Animal".
Offensichtlich hatte er das Vergangene verarbeitet, denn der Mann aus Newcastle öffnete sich wieder der großen Welt: In David Letterman's "Late Show" assistierte er dem Bandleader Paul Shaffer (auf CD:"Coast to Coast" mit "Room to view").
Mit dem 1982 aufgenommenen Soundtrack ließ er wieder aufhorchen, besonders die Ode auf den Bluessänger Elmore James ("No more Elmore") hatte es der öffentlichen Kritik angetan.

1983 machte er mit den ANIMALS noch einmal eine Tournee, nahm mit ihnen die Studio-Scheibe "Ark" auf und ließ ein Silvesterkonzert in der Londoner Wembley Arena (!) für das Album "Greatest Hits Live" mitschneiden. Bei dieser Gelegenheit erklärte Eric im Rückblick des Erlebten der vergangenen 15 Jahre nachdenklich,
"Im Vergleich mit dem Überleben im Showbusiness müsse es relativ angenehm sein, in Afghanistan gegen die Russen zu kämpfen".

 

    Joe the Nighthawk


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Letztes Update dieser Seite am 17. August 2003